Ab nächstem Jahr sollen in einem „Lab“ in der Seestadt Aspern in Wien smarte Gebäudelösungen erlebbar werden. Dies war zu Beginn des Sommers angekündigt worden. Für Gerhard Schuster, Vorstandsvorsitzender der Wien aspern 3420 development AG, geht es um Anschaulichkeit: „Projektentwickler und Errichter können sich dann hier kompakt über digitale Lösungen für unterschiedlichste Bauprojekte informieren.“ Entwicklungsplattform ist der DBS (Digital Building Solutions) – ein Club mit Fokus auf die Digitalisierung der Bau- und Immobilienwirtschaft. Im Format unterschiedlicher „Challenges“ werden von ihm Themen bearbeitet und vorangetrieben. Die Wiener Internationale Bau Ausstellung (IBA) 2022 wird laut Organisator Kurt Hofstetter die hervorgebrachten Ergebnisse übernehmen: „Die entwickelten Lösungen können eingereicht werden und damit beitragen, den aktuellen Herausforderungen des sozialen Wohnbaus zu begegnen.“ Es geht also fortan um den breiteren Nutzen von Building Information Modeling (BIM). Eva Czernohorsky vom Projektpartner Wirtschaftsagentur Wien betont die Hebelwirkung: „Am Ende soll für alle am Gebäudelebenszyklus beteiligten Bereiche aus den damit generierten Daten mehr heraus geholt werden.“ Forschungspartner ist das AIT (Austrian Institute of Technology). Dessen Vertreter im Club, Steffen Robbi, will Innovation für alle: „Um skalierbare Effekte für die gesamte Bau- und Immobilienbranche zu erzielen, liefern ausgewählte Start-ups ihren technologischen Input.“
Für alle Phasen
Die Sanierung und der Ausbau einer landwirtschaftlichen Lehranstalt im Tiroler Ort Rotholz ist ein Pionierprojekt mit durchgängiger BIM-Anwendung. Die sehr komplexe Bauaufgabe hatte mit zu viel Datenvolumen die Rechenzeit zunächst überstrapaziert. Um Informationsverlusten vorzubeugen, wären von den Fachplanern anfänglich detailgetreue 3D-Planungsbausteine eingespielt worden. „Wir haben uns dann über die Modellgenauigkeit für die Einzelobjekte nachträglich Gedanken machen müssen“, sagt Klaus Adamer, geschäftsführender Gesellschafter bei Architekten Adamer Ramsauer. Den erforderlichen Detaillierungsgrad zu bestimmen, sei laut Adamer knifflig: „Es ist schwer zu wissen was an Modellgenauigkeit für andere Beteiligte wichtig ist.“ Den BIM-Koordinator sieht man vor diesem Hintergrund als Schlüsselfigur an, die allerdings noch zu wenig institutionalisiert sei. Gerhard Draxler, Geschäftsführer beim Bauträger, der Landwirtschaftlichen Bundesversuchswirtschaften (BVW) GmbH, will den mit BIM eingeschlagenen Weg jedenfalls weiter gehen: „Für uns zählen in Zukunft elektronische Einreichungsmöglichkeiten und einfache Sanierungsmaßnahmen ohne lästige Sachverständigenbestellung.“ Beim zweiten Anlauf eines Pionierprojektes mit durchgängigem BIM wird es um einen Büroneubau am Schulstandort Steinach-Irdning gehen, der nicht so komplex ist.