368 Architektur Wettbewerbe
© Schluder Architekten
Bauteil Süd
© Schluder Architekten

Bauträgerwettbewerb Wien 23., Meischlgasse

Für eine gemeinsame Quartiersentwicklung bedarf es eines qualitativen Rahmens und einer Kultur des Dialoges, um erforderliche Qualitäten in der Entwicklung sicherstellen zu können. Beim Bauträgerwettbewerb „In der Wiesen Ost – Meischlgasse“ kam das neu entwickelte Instrument des Qualitätsbeirates erstmals zum Einsatz.

Damit will die Stadt Wien den Qualitätssicherungsprozess nicht nur auf den geförderten Wohnbau und sein Viersäulenmodell beschränken, sondern auf das gesamte Quartier – und damit auch auf frei finanzierte Vorhaben – ausdehnen. Der Qualitätsbeirat hat die Aufgabe, die komplexen Prozesse neuer städtischer Quartiere fachlich zu begleiten. Durch definierte Qualitätsziele anhand eines Kriterienkataloges für das gesamte Gebiet soll ein Qualitätssicherungsprozess auf Quartiers­ebene sichergestellt werden.

Das Projektgebiet

Das Projektgebiet „In der Wiesen Ost-Süd“ – Meischlgasse im 23. Wiener Gemeindebezirk umfasst eine Fläche von rd. 9,6 Hektar und wird begrenzt durch die gleichnamige Straße im Süden, die Straße In der Wiesen im Norden, den Sportzplatz Erlaa im Osten sowie die U-Bahn-Linie U6 samt U-Bahn-Vorplatz im Westen. Im Norden schließen das Stadtentwicklungsgebiet „In der Wiesen Ost-Nord“ und eine kleine Einfamilienhaussiedlung an, wobei sich im Anschluss an diese die Gemeindebauanlage „Putzendoplergasse“ befindet. Östlich des Sportplatzes finden sich entlang der Altmannsdorfer Straße große Einfamilienhausgebiete, im Süden ein Baublock mit Büro-, Wohn- und Gewerbeobjekten. Weitere Wohngebiete sind an der Kreuzung Meischlgasse/Erlaaer Straße („ERnteLAA“) bzw. westlich der U6-Trasse gelegen. Mit dem Stadtentwicklungsgebiet „In der Wiesen – Mitte“ liegt nordwestlich der U6-Station eine zukünftige, weitgehend landwirtschaftlich genutzte Entwicklungsfläche.

Bereits im Stadtentwicklungsplan STEP 1994 wurde der Bereich Liesing-Mitte im 23. Bezirk als Stadterweiterungsgebiet vorgeschlagen, im STEP 2005 schließlich als Zielgebiet definiert. Nach den bereits durchgeführten Bauträgerwettbewerben zu den Gebieten „In der Wiesen Nord“ (1997), „In der Wiesen Süd“ (2014), „In der Wiesen Ost Nord – Urban Gardening“ (2016) sowie „Rößlergasse“ (2018) soll nun das Gebiet „Meischlgasse“ im Zuge des vorliegenden Bauträgerwettbewerbes zur Entwicklung kommen. Bereits im Jahr 2012 wurde dazu das kooperative Klausurplanungsverfahren für den gesamten Bereich „In der Wiesen Ost“ durchgeführt, aus dem sich die städtebauliche Entwicklung und bereits definierte Qualitäten für die beiden Gebiete „In der Wiesen Ost Nord – Urban Gardening“ und „Meischlgasse“ ergeben haben.

Das Projektgebiet ist in sieben Bearbeitungsgebiete unterteilt und umfasst 17 Bauplätze. Gegenstand des Bauträgerwettbewerbes im offenen Verfahren waren die Bearbeitungsgebiete 2 (bestehend aus Bauplatz 2A und 2B) und 3 (bestehend aus Bauplatz 3A, 3B und 3C). Das Bearbeitungsgebiet 1 wurde durch die WIGEBA als Gemeindebau NEU konzipiert. Die Bau­plätze der Bearbeitungsgebiete 4, 5, 6 und 7 werden von den Grundstückseigentümern bearbeitet: 4C MIGRA, 5A Heimat Österreich, 7 A+B sowie 8 A+B Heimbau. Auf den Bauplätzen 4 A+B (Familienwohnbau), 5 B+C (immo360) sowie 6 (Strabag) werden frei finanzierte Wohnbauten errichtet, die sich dem Qualitätsbeirat stellten. Die Bauplätze 4C, 5A und Teile des Bearbeitungsgebietes 7 waren „Fixstarter“. Sie unterwarfen sich dem Verfahren in organisatorischer und qualitativer Hinsicht und daher auch dem Urteil des Beurteilungsgremiums zur Optimierung der Projektqualitäten. Ein Ausscheiden aus dem laufenden Verfahren durch die Beurteilung war jedoch ausgeschlossen. Die Jury kann lediglich Empfehlungen oder Auflagen formulieren bzw. Überarbeitungen oder eine Neukonzeption des eingereichten Projektes anregen.

Themen

Ziel dieses Wettbewerbs war die Realisierung von geförderten, kostengünstigen, qualitätsvollen, innovativen und ökologisch nachhaltigen Wohnbauten mit den Themenschwer­punkten: 

Sport:
Durch gezielte Maßnahmen sollte Bewegung und Sport in der eigenen Wohnumgebung gefördert werden. 

Klimaresiliente Quartiersplanung:
Zur Stärkung der Klimaresilienz sollten Maßnahmen zur Begrünung, Kühlung, Beschattung und Durchlüftung des Quartiers angeboten werden. Außerdem war eine klima­neutrale Wohnraumtemperierung zur Vermeidung der sommerlichen Überhitzung anzubieten. 

Wohnmodelle für Alleinerziehende:
Die Konzepte hatten sich mit den besonderen, jedoch differenzierten Bedürfnissen der wachsenden Gruppe der Alleinerziehenden auseinanderzusetzen. 

Arbeiten im Homeoffice:
Das Thema ­Arbeiten in der eigenen Wohnung sollte durch geeignete Grundrisslösungen oder auch alternative Angebote im unmittelbaren Wohnumfeld aufgegriffen werden.


Auslober
wohnfonds_wien, Fonds für Wohnbau und Stadterneuerung,
Lenaugasse 10, 1082 Wien

Verfahrensbüro
DI Herbert LISKE,
Kaiser Franz Joseph-Ring 6/4, 2500 Baden

Gegenstand des Verfahrens
Das gegenständliche Projektgebiet Meischlgasse im 23. Wiener Gemeindebezirk wird begrenzt durch die gleichnamige Straße im Süden, durch die Straße In der Wiesen im Norden, durch den Sportzplatz Erlaa im Osten sowie die U-Bahn Linie U6 samt U-Bahn-Vorplatz im Westen. Die Nutzung der Flächen ist zurzeit durch landwirtschaftliche Betriebe geprägt und weist dabei Glashäuser, Betriebs- und Hofgebäude sowie Brachflächen und Parkplätze auf. Das Projektgebiet ist in sieben Bearbeitungsgebiete unterteilt und umfasst in Summe 17 Bauplätze.

Art des Verfahrens
dialogorientierter, zweistufiger, nicht anonymer, öffentlicher Bauträgerwettbewerb

Beurteilungskriterien
Beurteilungsgremium nach den Kriterien des 4-Säulen-Modells (Ökonomie, Soziale Nachhaltigkeit, Architektur und Ökologie)

Jurysitzungen
30./31. März und 7. Dezember 2022

Jury
Rudolf Scheuvens (Vorsitz)
Regina Freimüller-Söllinger (stv. Vorsitz) Wolfgang Ermischer
Dieter Groschopf
Doris Österreicher
Gregor Puscher
Andrea Reven-Holzmann
Katja Simma
Rudolf Szedenik
Klaus Wolfinger
Richard Woschitz


Projekt M1-1

Bauträger
WIGEBA
wienholding.at

Architektur
ABLINGER, VEDRAL & PARTNER
Wien
Gegründet 1995
a-v.at

SCHLUDER ARCHITEKTEN
Wien
Gegründet 1988 (als Architekturbüro Schluder/Kastner)
​​​​​​​architecture.at

Landschaftsgestaltung
KIERAN FRASER

Wien
Gegründet 2011
kieranfraser.com

Soziale Nachhaltigkeit
WOHNPARTNER

wohnpartner-wien.at​​​​​​​

Bearbeitungsgebiet 1 – Orto Familiare

Projektbeurteilung (Juryprot.-Auszug)

Architektur

Das Projekt hat alle versprochenen Qualitäten in der Architektur weiterhin gehalten und sich darüber hinaus gut weiterentwickelt. Sicherzustellen ist, dass die nunmehr vorgelegten Qualitäten auch eingelöst werden. Die nicht erfolgte Servitutslösung wurde im Projekt durch Abrücken des Baukörpers und Verringerung der Nutzflächen erreicht. Das Fassadenkonzept ist nachvollziehbar und stimmig. Das Konzept der Fassadenbegrünung wird als sehr gut befunden. Generell ist eine sehr hohe Wohnqualität zu erwarten. Insgesamt stellt das Projekt einen sehr guten Beitrag zur gesamten Quartiersentwicklung dar. Die nach Bauordnung erforderliche Stellplatzzahl wird um 40 Prozent unterschritten.

Ökologie

Es ist sicherzustellen, dass für das Atrium ausreichend technische Maßnahmen getroffen werden, um eine sommerliche Überhitzung zu vermeiden. Die prognostizierte Ausnahme nach § 69 BO für Wien bezüglich der Balkone ist mit der Baubehörde abzustimmen. Der fortgeführte Schwerpunkt auf Fassadenbegrünung und Urban Gardening am Dach wird positiv gesehen.

Soziale Nachhaltigkeit

Es wird ein Stützpunkt der Wohnpartner errichtet, was sehr zu begrüßen ist. Die Wohnpartner werden sich unter anderem dem Schwerpunkt Urban Gardening widmen und die Bewohnerschaft bei gärtnerischen Aktivitäten unterstützen. Der Wohnpartner-Stützpunkt versteht sich auch als Grätzlzentrum. In diesem Zusammenhang soll insbesondere auf eine Vernetzung mit dem Quartier geachtet werden.

Ökonomie

Das Projekt umfasst mit 203 Wohnungen aus dem Programm Gemeindewohnungen NEU sowie 15 Geschäftslokalen eine Nutzfläche inkl. Zuschlägen von 15.143 m2.

SCHLUDER ARCHITEKTEN

Das Atelier wurde 1988 von Michael Schluder und Hanns Kastner in Wien gegründet. Nachdem Hanns Kastner 2002 nach Berlin in die Projektentwicklung wechselte, firmiert das Büro unter Leitung von Michael Schluder unter Schluder Architektur.

IM ZUSAMMENSPIEL ...
... mit benachbarten und verwandten Disziplinen und Künsten sind wir offen für alle Planungs- und Bauaufgaben, vom Möbeldesign über Innenraumgestaltung bis hin zu Hochbau und Städtebau.

Informationen
architecture.at

ABLINGER, VEDRAL & PARTNER

Ablinger, Vedral & Partner ging 1995 aus dem Architekturbüro von Herbert Ablinger und Renate Vedral hervor. Büropartnerin ist Gerlinde Pöttinger.

WETTBEWERBE ...
... leisten einen hervorragenden Beitrag zum Entstehen von Qualitätsarchitektur, brauchen perfekte Vorbereitung durch Auftraggeber und Verfahrensbegleiter, bieten unschätzbaren Erkenntnisgewinn und liefern kulturellen Mehrwert.

Wettbewerbsgewinne (Auszug):

  • Akademie der bildenden Künste, Wien
  • Sisi Museum + Silberkammer Hofburg, Wien
  • Betreutes Wohnen, St. Pölten
  • Holzbaupreise 2000, 2005, 2007, 2011

Informationen
a-v.at