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Das Wasser gibt’s nicht unbegrenzt

© Axor
Axor setzt auf Luxus – auch im übertragenen Sinn: Die Conscious Showers lassen Wasser als Kostbarkeit erleben.
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Ein eigentlich sehr emotionales Thema, das die ganze Welt zunehmend beschäftigt, ist stark zahlenbasiert. Zahlen, die zu denken geben und zum Umdenken bewegen sollten.

von: Barbara Jahn

Sparen – ein Wort, das in diese Zeiten passt, aber keiner gerne hört. Allerdings ist es, wenn es um Wassersparen geht, etwas anders. Denn dahinter steckt mehr als nur Geld, nämlich auch Nachhaltigkeit und Umwelt­bewusstsein. Wassersparen beginnt beim Zähneputzen, Rasieren, Duschen, Geschirrwaschen, Poolbefüllen, Rasensprengen – jeder kennt das Einmaleins der Maßnahmen, die ein Haushalt beitragen kann. Doch es geht noch mehr, wenn nämlich Armaturen zum Einsatz kommen, die schon im Vorfeld den Wasserdurchfluss drosseln, und zwar so, dass man es gar nicht richtig merkt.

Wasserstress
Grohe nennt das Problem beim Namen, das sich dieses Jahr von seiner deutlichen Seite gezeigt hat: Wasserknappheit, Niederschlagsrückgang und Dürreschäden als Folge sollten wenigstens jetzt zu einem Umdenken bewegen. Aber es braucht auch Konzepte, wie zum Beispiel die Recyclingdusche, die es erlaubt, trotzdem ausgiebig duschen zu können und den Wasserverbrauch gleichzeitig zu minimieren. Das frische Wasser für den Duschvorgang wird im Ablauf gesammelt, in einen Kreislauf gepumpt und dort bei gleichbleibender ­Temperatur aufbereitet. Nach einem Reinigungsprozess ist die Dusche wieder einsatzbereit. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Technologien für die nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen anzubieten und gleichzeitig einen zusätzlichen ökologischen Wert für Wasser zu schaffen“, sagt David Mainka, Leader Electronics and Innovation R&D Fittings, LIXIL International, der auf die GROHE EcoJoy Technologie verweist, die einen Durchflussbegrenzer und einen Luftsprudler verwendet, der das Wasser mit Luft anreichert, um ein voluminöses Erlebnis mit bis zu 50 Prozent weniger Wasserverbrauch zu schaffen. „Die neue zirku­läre Dusche geht noch einen Schritt weiter und zeigt, dass Produkte, die den Verbrauchern helfen, jeden Tag aktiv eine nachhaltige Entscheidung zu treffen, noch mehr Einsparungen ermöglichen. Wir sind sehr gespannt auf die Reaktionen auf das Wasserrecycling-Duschkonzept und arbeiten intensiv daran, es bald zur Marktreife zu bringen.“

Luxusgut
Einer anderen Art und Weise, die Kostbarkeit Wasser ins Bewusstsein zu rufen, bedient sich der Armaturenhersteller Axor Hansgrohe, der mit Axor Conscious Showers nicht nur der Ressource selbst, sondern auch dem Ritual des Duschens, das ebenso belebend wie verantwortungsvoll sein soll, jede Menge Wertschätzung entgegenbringt. Verpackt in zeitlose Ästhetik, erzeugen die Brauseköpfe einen kräftigen, den Körper ummantelnden Wasserstrahl bei gleichzeitig geringerer Durchflussmenge ab sechs Litern pro Minute. Die Schönheit kommt also hier auch von innen, denn Hansgrohe hat seine Hausaufgaben gemacht: Schon 1987 hat das Unternehmen, das sich als Hersteller selbst in der Verantwortung sieht, mit der Handbrause Mistral Eco sein erstes wassersparendes Produkt auf den Markt gebracht. Doch noch ist man nicht am Ziel. „Bis 2030 wollen wir unser gesamtes wasserführendes Produktport­folio auf Wasser- und Energiespartechnologien umstellen. Sie müssen künftig zu jeder energetischen Sanierung und jedem energieeffizienten Neubau gehören. Wir engagieren uns dort, wo es um das gemeinsame Drehen an emissionsrelevanten Stellschrauben im Bereich Bad und Küche geht“, sagt Hans Jürgen Kalmbach, Vorstandsvorsitzender von Hansgrohe. Keinesfalls aus der Verantwortung entlassen darf man den Endnutzer, der unter allen Umständen als Warmwasserverbraucher und CO2-Emittent zum bewussten Umgang mit Wasser angehalten werden muss. Das in die Köpfe zu kriegen, daran wird hart gearbeitet.

Erziehungsfrage
Oft hilft es, wenn man Beispiele veranschaulicht, um Entscheidungen treffen zu können. Eines dieser Beispiele ist der Umstand, dass – berechnet anhand von Durchschnittswerten – ein 39 Grad Celsius warmes Duschbad von sechs Minuten Dauer mit einer Brause mit einem Durchfluss von zwölf Litern pro Minute genau so viel Energie verschlingt wie 20 Stunden Fernsehen oder 15-mal das Smartphone laden. „Es gibt also viele gute Gründe, nachhaltig mit Wasser und Energie zu haushalten. Moderne Wasserspartechnologien leisten neben dem eigenen Verbrauchsverhalten hierzu einen wichtigen Beitrag. Am wichtigsten aber ist, dass sie sich buchstäblich in barer Münze bezahlt machen“, betont Arndt Papenfuß, der als Geschäftsleiter Marketing beim Armaturenspezialisten Kludi auch das Produktmanagement verantwortet. Die Qualität des Waschvorgangs darf jedoch nicht leiden. „Bei anhaltend hohem Komfort, denn natürlich darf sich weniger Wasser, egal ob unter der Dusche oder am Waschtisch, nicht wie weniger Wasser anfühlen. Dafür setzen wir auf ausgeklügelte Durchflusstechniken und die Anreicherung des Wassers mit Luft“, erklärt der Produktmanager und ergänzt: „Damit wollen wir die Menschen dabei unterstützen, ihre Energiekosten spürbar zu reduzieren. Durch einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen Wasser und Energie leisten sie zudem einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.“ Zu den bestehenden Wasserspartechnologien – etwa Durchflussbegrenzer bei vielen Armaturen des Sortiments auf fünf und bei ausgewählten Modellen sogar auf 3,8 Liter Wasser pro Minute – wird es bei Kludi ab diesem Herbst schon eine serienmäßige Begrenzung auf fünf Liter oder weniger pro Minute geben.

Klein und fein
Auch bei anderen Herstellern blüht das Potenzial zum Wassersparen im Verborgenen. So zum Beispiel sorgt Hansa bereits mit Produkten wie der berührungslos bedien­baren Hansavantis Style Hybrid für einen sparsameren Einsatz von Wasser. Das schmale Armaturendesign erforderte die Entwicklung der Kartusche mit kleinerem Durchmesser, die dank Vier-Positionen-­Wassermengenbegrenzung und Heiß­wassersperre zugleich besonders ressourcensparend und sicher ist. Das Nachhaltige daran ist, dass der Wasserfluss bei der ­Installation der Kartusche 3.0 durch den SHK-Profi auf vier verschiedene Positionen eingestellt werden kann, die den Öffnungswinkel begrenzen – je nach Bedarf lässt sich die Wassermenge individuell anpassen. Mit dieser Eco-Begrenzung spart die für Nieder- und Hochdruckarmaturen in Bad und ­Küche geeignete Kartusche effektiv Wasser.

Unsichtbarer Schatz
Auch bei Geberit ist der sparsame Umgang mit Wasser eines der zentralen Themen. So übernimmt der Sanitärhersteller seit vielen Jahren eine Vorreiterrolle in Form von Spülkästen und berührungslosen automatischen Steuerungen für Waschtische, Urinale und WCs und trägt so zur Schonung der wertvollen Ressource Wasser bei.
Beispielsweise konnten mit allen Zwei-Mengen- und Spül-Stopp-Spülkästen von Geberit, die seit 1998 installiert wurden, gemäß einer Modellrechnung gegenüber traditionellen Spülsystemen 38 Milliarden Kubikmeter Wasser eingespart werden. Ganz nach dem Motto „Am besten gleich bei sich selbst anfangen“ wird Wasser im Produktionsprozess mit einem Wasserverbrauch von rund 80 Prozent bei der Keramikherstellung und in Labors gesammelt und wiederverwendet. Seit 2015 sinkt der Wasserverbrauch kontinuierlich. So wundert es weiter nicht, wenn auch das neueste Spülventil von Geberit für weniger Wasserverbrauch sorgt. Es ist kleiner als sein Vorgänger und verfügt über zwei seitlich angebrachte Schieber, mit denen sich die genaue Wassermenge für die Zwei-Mengen-Spülung vor dem Einbau in den Spülkasten einfach vornehmen lässt. Die Bandbreite für die Vollmengenspülung reicht von 3,5 bis 7,5 Liter. Die Teilmengenspülung lässt sich sogar in elf Stufen, zwischen zwei und vier Litern, einstellen.

Ernst zu nehmen
Damit alles noch ein wenig greifbarer wird, hat Hansgrohe zum Abschluss noch ein paar Zahlen: Bereits durch die Verwendung eines wassersparenden Duschsystems aus Kopf- und Handbrause lassen sich über die gesamte Nutzungsphase rund 14 Prozent CO2 einsparen. Solche innovativen Tech­nologien reduzieren nicht nur den Was­ser­durchfluss bei gleichbleibendem Duschkomfort, sondern auch den warm­wasser­­bedingten Energiebedarf. Ein Vierpersonenhaushalt kann durch die Anpassung seiner Duschgewohnheiten den persönlichen CO2-Fußabdruck in der 20-jährigen Nutzungsphase, inklusive Erstellung und Entsorgung, um insgesamt 30 Prozent von 18.110 Kilogramm auf 12.680 Kilogramm verringern. Das entspricht einer Einsparung von 22.630 kWh Energie bei der Warmwassererzeugung. Eine solche Reduktion lässt sich erzielen, indem man neben der Verwendung eines wassersparenden Duschsystems die Temperatur von 40 Grad Celsius auf 35 Grad absenkt (5 Prozent), die Duschdauer von vier auf zwei Minuten reduziert (16 Prozent) und nur jeden dritten statt jeden zweiten Tag duscht (15 Prozent).
Nimmt man ähnliche Maßnahmen zusätzlich auch bei Badewanne und Waschtisch vor, so beläuft sich das Einsparpotenzial des CO2-Fußabdrucks in Summe sogar auf 44 Prozent, von 18.110 Kilogramm CO2 auf 10.180 Kilogramm. Insgesamt können so 33.890 kWh Energie bei der Warm­wassererzeugung eingespart werden. 

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