Schule soll auf das Leben vorbereiten. Der alte, von Seneca dem Jüngeren überlieferte, im Original so lautende und als Kritik an den römischen Philosophenschulen seiner Zeit gedachte Spruch „non vitae sed scholae discimus“ („Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir“) deutet auf die lang anhaltenden Unstimmigkeiten zwischen Unterrichtsinhalten und deren Eignung für das „echte Leben“ hin. Die jeweiligen Auffassungen finden einen selbstverständlichen Ausdruck in der Architektur von Lernräumen. Lange ähnelten diese den sakralen Anordnungen, bei denen von einer Kanzel herab die Wahrheit gepredigt wurde. Diese Zeiten sind längst vorbei, doch scheinen Schulmodelle immer noch den Entwicklungen in Gesellschaft und Technologie hinterherzuhinken.
Zukunftsfähigkeit
Bereits 2003 listet eine OECD-Studie „Schlüsselqualifikationen für ein erfolgreiches Leben und eine gut funktionierende Gesellschaft“ auf. Die wichtigsten sind die folgenden drei Fähigkeiten: autonom zu handeln, in heterogenen Gruppen zu interagieren und Werkzeuge interaktiv einzusetzen.
Der Schwerpunkt von Pädagogik muss sich demnach danach ausrichten, selbstständig denkende, flexible Individuen auszubilden und sie mit der Fähigkeit auszustatten, eigene Entscheidungen in wechselnden Personenkonstellationen zu treffen. Ein entsprechendes Schulkonzept orientiert sich daher mehr an Clustern, erleichtert diverse Gruppenkonstellationen und bietet offen zugängliche Kommunikationsorte. Zahlreiche Schulen in Skandinavien und den Niederlanden führen bereits seit einiger Zeit erfolgreiche Modelle zur Erneuerung von Unterricht und entsprechenden Schulbauten durch. Die Innovationsfreude wird dort nicht von traditionalistischen Widerständen gebremst.
Inzwischen finden aber einige Ansätze auch in anderen europäischen Ländern Anklang. So erntet etwa das Konzept offener Lernlandschaften zunehmend Aufmerksamkeit und Zuspruch. Bei den Vorreitern im Norden Europas ist seit langer Zeit das Konzept „offener Unterricht“ in die Schulabläufe integriert. Bestandteile davon sind offene Lernlandschaften, Auditorien, Gruppenräume in unterschiedlichen Größen, Think-Tanks und Lehrerarbeitsplätze. Große Gemeinschaftsflächen, Einzelarbeitsplätze für konzentrierte Phasen und kleinere abgetrennte Räume bilden das Grundkonzept der Einteilung. So dient häufig ein zentral platziertes Auditorium gemeinsamer Nutzung und ist von offenen Lernbereichen umgeben, die wiederum aus größeren gemeinsamen Lernzonen und kleineren Gruppenräumen bestehen. Die Integration digitaler Tools ist selbstverständlich. Die Idee der „Schule ohne Wände“ und der „Schule ohne (fixe) Klassenzimmer“ bietet
viele Variationsmöglichkeiten.