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Die vielen Gesichter eines Hauses

© OLEX Marc and Oliver Lins
Putzfassade
© OLEX Marc and Oliver Lins

Die Fassade (lat. facies – Gesicht) ist gestalterisches Element und Schutz der Bausubstanz vor der Witterung.

Eine Fassade muss Temperaturschwankungen zwischen -20 °C und +60 °C sowie mechanischen Einwirkungen ohne Rissbildung standhalten. Sie muss winddicht und nach außen dampf­diffu­sionsoffen sein, damit Feuchtigkeit rasch austrocknen kann.

Putzfassaden
Der Verputz ist seit Jahrtausenden Schutz für das Mauerwerk. Putz besteht aus Feststoffen wie Sand, Kunststoffpartikeln oder Marmorkies sowie Binde­mitteln wie Kalk, Zement oder Gips. Zusatzstoffe nehmen Einfluss auf die Eigenschaften, wie etwa die Trocknungsdauer, die Luftporenbildung und die Fließ- und Haftungs­eigenschaften. Zu unterscheiden sind mineralische Putze und Kunstharz­putze, die jeweiligen Inhaltsstoffe sind namensgebend.

Holzfassaden
Ob ein Haus eine Holzfassade hat oder nicht, ist unabhängig von der Bauweise. Ein Holzhaus kann beispielsweise verputzt sein und ein Haus aus Stein kann eine Holz­fas­sade haben. Man unterscheidet zwischen Stülpschalung, bei der die Bretter horizontal montiert werden, Bodendeckelschalung mit vertikal montierten Brettern und dem Nut-und-Feder-System von vertikal montierten Brettern.

Wärmedämmverbundsysteme (WDVS)
Das WDVS besteht aus Dämmplatten – aus Hartschaum oder Steinwolle und mindestens 80 Millimeter dick –, die direkt auf die Mauern geklebt oder gedübelt werden. Anschließend kommen Unterputz inklusive Bewehrung und Putzgrund dazu. Zum Schluss wird mineralischer Kunstharz- oder Dispersionsputz aufgetragen, der die Dämmung schützt.

Vorhangfassade
Vor allem im Bereich der Sanierung ist die Vorhangfassade von Bedeutung. Dabei wird auf eine bestehende verputzte Fassade eine Unterkonstruktion aus Holz oder Metall montiert. Diese wird gedämmt und mit einer dampfdiffusionsoffenen Winddichtung versehen. In einem gewissen Abstand, der Hinterlüftungsebene, werden dann Platten aus Holzwerkstoff, Kunststoff, Verbundplatten oder Metall montiert.

Zweischalige Fassaden
Zweischalige Wandaufbauten bestehen aus zwei separaten Wänden, die nebeneinander gemauert und mit Drahtankern verbunden werden. Die Wärmedämmung wird auf der hinteren Mauerschale aufgebracht und abgedichtet. Die Vormauerschale aus frostbestän­digen Mauersteinen dient dem Schlagregenschutz und kann durchaus feucht werden. Feuchtigkeit (in der Mauer wie auch freies Wasser) trocknet aufgrund der Hinterlüftung zwischen den Schalen ab, eindringendes Wasser wird am Fußpunkt entwässert.

Klinker
Klinkerziegelfassaden sind eine Form der zweischaligen Fassade. Sie sind vor allem in Nord- und Nord­osteuropa sehr gebräuchlich. In diesen Gegenden konnte sich die Putzfassade aufgrund der salzhaltigen Meeresluft, die den Putz angreift, nicht durchsetzen. Die Klinkersteine sind hart gebrannt und damit im Gegensatz zu herkömmlichen Ziegeln nicht porös und wasserabweisend. Dank dem mehrschaligen Konstruktionsprinzip bleiben die Wandschalen voneinander getrennt und sind daher später leicht recycelbar.

Natur- oder Kunststeinfassaden
Anstelle von Klinker können auch Natur- oder Kunststeine als Außenverkleidung einer zweischaligen, hinterlüfteten Fassade verwendet werden. Nach der Nutzungsphase werden diese beiden Materialien mehrheitlich als Bauschutt wiederauf­bereitet und der Naturstein etwa als Kies verwendet. 

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