Im städtischen Kontext sind Mauerwerk, Glas und Stein die dominierenden Materialien für Fassaden. Architekten müssen gut argumentieren, wenn sie in der Innenstadt einen Neubau mit Holzfassade realisieren wollen. Tobias Schaer, Eigentümer der Liegenschaft in Luzern, ist es zusammen mit FANGAN Architekten gelungen, die Stadt Luzern von einem Mehrfamilienhaus mit Schindelfassade zu überzeugen. Bald nimmt sie eine silbergraue Patina an und ist ausgesprochen dauerhaft. Die Fassade muss weder gewartet noch gestrichen werden und hat eine Lebensdauer von bis zu 80 Jahren.
In der Schweiz sind für brennbare Fassadenhüllen ab drei Stockwerken Maßnahmen zu treffen. Es stellte sich die Frage, ob eine durchgehende Schindelfassade über sieben Geschoße möglich ist oder ob sie durch Brandschutzschürzen strukturiert werden muss. Würde sich ein Feuer entlang der Gebäudehülle ausbreiten? Zurzeit gibt es noch keine Stand-der-Technik-Papiere für Schindelfassaden. Die Maßnahmen müssen daher anhand bewährter Konstruktionsprinzipien sowie aus Erfahrungen bei Bränden an geschindelten Gebäuden oder Brandversuchen definiert werden.
Timbatec hat 2016 mit eigenen Naturbrandversuchen Datengrundlagen erarbeitet. Die Brandversuche (Bild rechts unten) zeigten, dass Schindelfassaden unter Berücksichtigung gewisser Rahmenbedingungen brandsicher sind: Bis 15 Minuten nach dem Ausbruch breitete sich das Feuer über die Fassade auf eine Höhe von rund vier Metern aus. Nachdem der künstliche Brandherd wieder reduziert wurde, stagnierte auch die Brandausbreitung an der Fassade. Nach dem Erlöschen des Stützfeuers brannte die Fassade im Teilbereich des Brandkegels zwar weiter, breitete sich aber nur langsam auf die unbeschädigten Bereiche aus. Da die Fassade an der Maihofstraße nach den gleichen Prinzipien konstruiert ist, konnten die Brandversuche aus Andermatt für die Schindelfassade in Luzern als Grundlage dienen.
Informationen: timbatec.com
