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Wie kommen wir zu unserem Haus?

 © iStock / Foto: Andrey Popov
Auf der Suche nach dem Traumhaus lohnt sich ein Vergleich der Suchplattformen. Zahlreiche Objekte werden auf mehreren Foren eingestellt.
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Sind eh alle gleich? I wo! Tatsächlich sind Immobilienplattformen sehr unterschiedlich – in ihrer Funktio­nalität, in ihrem Design, in ihren speziellen Features. Weil, eh logisch: Wir alle suchen ja auch nicht das Gleiche.

von: Rudolf Preyer

Wer kennt sie nicht? – Immobilienplattformen, die einem versprechen: „Gleich bist du zu Hause!“ Abgesehen davon, dass man möglicherweise nicht so schnell geduzt werden möchte: Diese Foren unterscheiden sich doch mitunter gewaltig. Und, Hand aufs Herz: Haben wir nicht alle schon irgendwann „gesucht“? (Und hoffentlich auch gefunden!)

Der Vergleich lohnt sich
Für diese Recherche wurden folgende Plattformen untereinander verglichen: ­immodirekt.at, immobilienscout24.at, ­immobilien.derStandard.at, immowelt.at, willhaben.at, findmyhome.at und immobilien.net.
Auf den meisten Plattformen gibt es jedenfalls auch Service-Artikel à la „Renovierungspflicht bei Umzug: Was ist in der Wohnung zu tun?“ (immobilien.derStandard.at). Ein Vergleich der Plattformen untereinander ist gewiss auch deswegen lohnend, weil zahlreiche Objekte ohnedies auf mehreren Foren eingestellt werden.

Finanzierungen online durchgerechnet
immodirekt.at ist einfach designt, aber übersichtlich gestaltet und bietet Immo­bilien aller Art an: Häuser, Wohnungen, Grundstücke, Büros, ja sogar gewerbliche Grundstücke. Mit einer einfachen Suche kann nach der Postleitzahl oder dem Ort gesucht werden (Achtung! In der Maske werden Angebote gemacht, hier muss die Suche spezifiziert bzw. bestätigt werden). Die Suche lässt sich eingrenzen auf Fläche, Zimmeranzahl, Ausstattung, Freiflächen uvm. Die Beiträge werden in einer übersichtlichen Aufstellung – meist mit Foto, dem Preis und der Größe – angezeigt. Klickt man das gewünschte Objekt an, sieht man noch viele weitere Bilder sowie erschöpfende Informationen zu der jeweiligen Immobilie. Besonders interessant ist, dass zugleich auch ein Anbieter angezeigt wird, der das Objekt finanziert, eine Onlineberechnung ist ein zusätzliches Feature. Ein besonders gelungenes Tool ist weiters das Kontaktformular zum Anbieter – samt Namenserwähnung des zuständigen Maklers.

Werbeanzeige im gmx-Account
immobilienscout24.at ist grafisch schon anspruchsvoller gestaltet (die schreienden Werbe-Pop-ups nerven aber ein wenig). Hier besteht auch die Möglichkeit, Privat­anbieter direkt zu kontaktieren. In der kosten­pflichtigen „Plus-Variante“ wird ein „Chancencheck“ – die Wohnung etwa als Interessent zu bekommen – angezeigt, dazu gehören die Funktionalitäten „Online seit“, „Gesehen von“ bzw. „Kontaktiert“ und „Gemerkt“. Als weitere Features – schon in der Angebotsmaske – gibt es die Möglichkeit, sich eine KSV1870-Zahlungs­fähigkeitsbestätigung zu holen, ein Grundbuchauszug wird angeboten, auch werden etwaige Umzugsunternehmen aufgezeigt. Nachteil dieser Plattform: Urplötzlich und „rein zufällig“ taucht auf dem gmx-Account eine Werbeanzeige auf.

Virtueller Rundgang inklusive
Zu den weiteren großen Playern darf immobilien.derStandard.at gezählt werden. In der PLZ-Suchmaske wird Miete voraus­gesetzt – die Kaufoption bzw. beide Suchvarianten zugleich muss man somit extra eingeben. In der Ergebnismaske wird das feine und interessante Tool „Geräuschkulisse“ – samt Dezibelangabe – gezeigt. Auch brauchbar: der Infrastruktur-­Anzeiger (Nahversorgung, Schulen, öffentlicher Verkehr), auch wird tatsächlich zumindest die Straße/Gasse angezeigt (was woanders keine Selbstverständlichkeit auf Drängen der Makler ist). Nebenkosten bzw. Maklergebühren und Kaution werden anschaulich aufgelistet. Nicht minder nett: ein virtueller 360-Grad-Rundgang.

„Wo jetzt genau, bitte?“
„Wohnung mieten?“ wird auch bei ­immowelt.at eingangs angenommen – eine Kaufsuche bringt somit eine neue, komplette Suche. Automatisch werden am Land auch Objekte in einem weiteren Radius angezeigt, was die Sache nicht unbedingt übersichtlicher macht. Auch ist die Straße, in welcher sich das Objekt befindet, nicht freigegeben. Die Nettomiete wird hier auch nur „auf Anfrage“ angezeigt. Ein Vorteil wiederum ist, dass eventuelle Wohnzuschüsse (auch in Maximalhöhe) angegeben werden. Außerdem – man ist ja in der Jetztzeit angekommen – lassen sich Suchaufträge anlegen, aktuelle Immobilienangebote erhält man dann sofort per E-Mail. Die App selbst schneidet in den Bewertungen – völlig zu Recht – schlecht ab: Für die PLZ-Suche muss man um ein paar Mal zu oft klicken, um noch von Funktionalität sprechen zu können. Und, ja, als User bekommt man Push-Nachrichten aufs Handy zugesandt (was man vielleicht irgend­wann nicht mehr will).

Will ich das wirklich haben?
„Wohnung mieten“ wird auch auf ­willhaben.at vermutet – kein Wunder, darf sich Österreich doch eher nicht rühmen, „Land der Immobilieneigner“ zu sein. Erster Eindruck: Die Werbung erschlägt einen, die Seite wirkt herrlich unaufgeräumt, ja chaotisch, und billig. Aber dieses Marktplatz-Design darf eben auch als Markenzeichen verstanden werden. Auch hier lässt sich ein Such­agent aktivieren, allerdings muss man sich dafür registrieren. Hier gibt es zuoberst im Header die Möglichkeit, das jeweilige Objekt zu verlinken bzw. weiterzusenden (via WhatsApp, Facebook und Twitter), das ist sozusagen die „Partnerlösung“, um den (zukünftigen) Wohnpartner ins Boot zu holen. Die Funktion „Zuletzt angesehen“ ist sicher auch sehr hilfreich. Sehr anwendungsorientiert sind die in einem Kasten zusammengefassten „wichtigsten Immobilien-Tipps“. Da heißt es etwa: „Nur das ,Anfrage senden‘-Formular verwenden. Sende keine E-Mails an Adressen im Anzeigentext oder in Bildern. Auf Anfragen nach deiner E-Mail-Adresse nicht reagieren.“ Auf dieser Plattform weiß man scheinbar, weshalb solche Empfehlungen ausgesprochen werden.

Herrenslips als Werbeanzeige
„Gleich bist du zu Hause!“ wird einem auf der Landing­page von findmyhome.at versprochen. Gleich springt einem auch das Pop-up „Besichtigungstermin vereinbaren“ entgegen, was doch ein wenig zu laut und aufdringlich ist. Hier gibt es die „Such­agentin“, die fragt: „Hallo, soll ich dir ähnliche Immobilien kostenfrei per E-Mail schicken?“ Eine Datenschutzerklärung muss selbstverständlich angeklickt werden. Die Werbung? Etwas skurril. Welche Daten muss ich in den Weiten des Internet gespreadet haben, um hier ausgerechnet Herrenslips für eine „ultra-niedrige Taille“ angeboten zu bekommen? Ansonsten gibt es hier einen Durchblicker-Kreditrechner sowie einen „Haushaltsversicherungsvergleicher“. Zudem können hier Strom- und Gaskosten, Ratenkredite sowie Fixkosten verglichen werden. Im gegenständlichen Recherchefall konnte der Energieausweis nicht angezeigt werden.

Der Purist, der siezt
Bei immobilien.net wird nicht gesucht, sondern gefunden: Das Gelb der Suchplattform ist aber, nun, cheesy. Hier wird ein Mietzertifikat angeboten, mit dem Versprechen: „Erhöhen Sie die Chancen auf diese Wohnung um bis zu 70 Prozent.“ Dies ist wohl nicht zu überprüfen – aber wenigstens wird der Interessent gesiezt. Auf der Seite kann man sich nach einem Klick die Telefonnummer des Maklers anzeigen lassen. Ansonsten ist diese Homepage, was das Design betrifft, wohl die puristischste aller hier angeführten Immobilien-Plattformen. Aber, wer weiß? Vielleicht reicht das ja manchmal auch.
Bleibt, zuletzt noch das Zitat einzu­ordnen: „Ich suche nicht – ich finde!“ wird dem spanischen Maler, Bildhauer und Grafiker Pablo Ruiz Picasso (1881–1973) zu­geordnet.  

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