364 Naturstein

Curhaus am Stephansplatz

© Richard Watzke
Das Curhaus erhebt sich selbstbewusst gegenüber der Südfassade von St. Stephan.
© Richard Watzke

In der Dompfarre St. Stephan ist das Curhaus Pfarrhof und Zentrum des Gemeindelebens zugleich. Nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen präsentieren sich die beiden dem Stephansdom gegenüberliegenden Portale in ihrer ursprünglichen Pracht.

Das Erzbischöfliche Curhaus ist ein 1740 fertiggestellter, hochbarocker Monumentalbau am Stephansplatz 3 und 3a. Zuvor stand auf dem Areal die mittelalterliche Bürgerschule, bis zur Gründung der Universität 1365 die einzige höhere Lehranstalt in Wien. Ebenso waren an dieser Stelle die ehemalige Bauhütte von St. Stephan sowie die Zunft der Steinmetze und die Wohnung des Dombaumeisters angesiedelt. Heute beherbergt das Curhaus neben verschiedenen diözesanen Einrichtungen unter anderem die Pfarrräume, die Wohnungen für den Dompfarrer und auch das Dombausekretariat.
Die durch einen Mittelrisalit gegliederte Fassade erhebt sich über einem mit Naturstein bekleideten Sockel. Zu beiden Seiten des Risalits befindet sich je ein jeweils um fünf Stufen erhöhtes, mit Schulterbögen bekröntes Portal. Kräftige Pilaster rahmen die Türen. Ein weit auskragendes Gebälk ruht beiderseitig auf Volutenkonsolen. Je zwei allegorische Aufsatzfiguren auf Postamenten schließen die beiden Portale nach oben ab.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude beschädigt und 1948 wiederhergestellt. Seitdem setzten natürliche und menschengemachte Verwitterungsprozesse den Steinflächen und dem Figurenschmuck stark zu.
Bei einer 2021 durchgeführten Sanierung wurden die Portale samt Laibung und Figurenschmuck instandgesetzt. Probenentnahmen durch die Denkmalpflege GmbH und anschließende Laboranalysen des Bundesdenkmalamtes ergaben, dass zur Errichtung der Portale Leitha-Kalkstein verwendet worden war. Verschmutzungen an den Werksteinen und den feingliedrigen Wappen wurden im Niederdruck-Direktstrahlverfahren entfernt. Ebenso wurden locke­re Steinteile und Ergänzungen entfernten und Fehlstellen bis 10 x 10 cm mit porenbildendem Steinersatzmörtel geschlossen. Abschließend erhielten die Oberflächen eine Schlämme und Hydrophobierung.
Die stark geschädigten Aufsatzfiguren wurden behutsam demontiert und im Atelier der Restauratoren gereinigt und gefestigt. Fehlstellen wurden bildhauerisch rekonstruiert. 

Projekt
Instandsetzung Portale und Skulpturen am Curhaus am Stephansplatz, Wien

Auftraggeber
Curhaus, 1010 Wien  

Architektur
Dombaumeister Arch. DI Wolfgang Zehetner, 1010 Wien

Denkmalpflege
Denkmalpflege GesmbH, Mag. Klaus Wedenig, 1060 Wien

Natursteinarbeiten
Schreiber & Partner Natursteine GmbH, 2170 Poysdorf

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