Entlang der Wiener U-Bahnlinie 6, zwischen den Stationen Alterlaa und Erlaaer Straße, erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung das Wohnquartier „Erlaaer Flur“. Begrenzt von den Straßen In der Wiesen, Helene-Thimig-Weg, Ostrandstraße und Rößlergasse liegt das Bebauungsgebiet „In der Wiesen Ost“ mit seinen fünf Bauplätzen. Während im Norden das Projekt der Architekten Treberspurg & Partner die Eingangsfunktion in das Areal mit rund 1000 Wohnungen markiert (siehe Ausgabe 344), setzt der Wohnbau der Architekturteams Superblock und M&S (alias Mascha & Seethaler) den Schlusspunkt im Süden.
Auf lange Sicht
Gemeinsam mit den gemeinnützigen Wohnbauträgern Eisenhof und EBG sowie den Landschaftsplanern Yewo hatten die beiden Teams 2016 den Bauträgerwettbewerb auf diesem Bauplatz gewonnen. „Auf lange Sicht“ nennen die Architekten ihr Konzept des in drei Zonen geteilten Wohngebäudes: ein Sockel mit Gemeinschaftsräumen und Pflanzenbeeten, die darüber liegende Stadtlandschaft mit Gemeinschaftsgärten sowie die Dachlandschaft mit Hochbeeten, Bäumen und Sonnendecks. Vor allem die zahlreichen Gemeinschaftsterrassen und Wintergärten im Sinne des Leitthemas „Urban Gardening“ wurden von der Jury lobend erwähnt. Eine große Gemeinschaftsterrasse befindet sich am Dach über dem vierten Obergeschoß des Bauteils Nord. Auf demselben Niveau liegt im Bauteil Süd auch die sogenannte Winterterrasse mit Glashäusern. Die „Frühlingsterrassen“ im achten Stock können mit Hochbeeten bepflanzt werden. Dachgärten auf unterschiedlichen Niveaus stehen den Bewohnern der einzelnen Stiegen zur gemeinsamen Verfügung. Die höchstgelegene, am Dach des elften Obergeschoßes, wird als Sommerterrasse bezeichnet.
Gemeinschaftsbildend
Gewürdigt wurde von der Jury auch die im Zuge der Planung für die Bewohner bereitgestellte Mitbestimmung bei der Nutzungsfestlegung und Ausgestaltung der Gemeinschaftsräume. Das gemeinsame Erleben des Wachsens und des Austauschs von Saatgut, Pflanzen und Gedanken soll, so lautet das von Bauträgern und Architekten vorgeschlagene Konzept der sozialen Nachhaltigkeit, gemeinschaftsbildend wirken. Begleitet werden diese Partizipationsprozesse durch ein Quartiersmanagement des Büros Realitylab, das die Bewohner beim „Garteln“ unterstützt. Im Erdgeschoß dienen allgemeine Freiflächen mit Aufenthaltsbereichen, Treffpunkten, Kleinkinder- und Jugendspielbereichen und Gartenbauflächen der gesamten Hausgemeinschaft.
Mittel- und Laubengänge
Jedes der Architektenteams steht für einen Bauteil. Der südliche, mit 172 Wohnungen der etwas größere, stammt von Superblock und markiert mit seiner dreiseitigen, halb offenen Hofform den Abschluss des gesamten Areals In der Wiesen Ost. Die feinteilige und abwechslungsreiche Fassadengestaltung gliedert den großformatigen südlichen Baukörper. Nördlich daran schließt der Bauteil von M&S Architekten an, der im Verbindungsbereich die Gemeinschaftseinrichtungen beherbergt und mit versetzter Achse zu einem lang gestreckten Wohnungstrakt wird. Jeder der insgesamt 314 Wohnungen, auch den SMART-Wohnungen, ist eine Loggia, eine Terrasse, ein Balkon oder ein Mietergarten zugeteilt. Erschlossen wird der Großteil der Ein- bis Fünfzimmerwohnungen in Größen zwischen 41 und 129 Quadratmetern über Mittelgänge, lediglich die im Mittelteil gelegenen, zum Innenhof orientierten Wohnungen verfügen über gedeckte Laubengänge. Neben klassischen Geschoßwohnungen gibt es auch Gartenwohnungen mit Vor- oder Eigengärten. Kleinstwohnungen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen sind barrierefrei errichtet und sollen, so das dem Motto des Projekts entsprechende Konzept der Bauträger, „auf lange Sicht“ auch gehbehinderten Bewohnern der angrenzenden, nicht barrierefreien Wohnsiedlung in der Putzendoplergasse zur Verfügung stehen.