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Des Hauses neue Kleider

© Prashant Dubey, Nitish Goel
Das von Conarch Architects entworfene JK House in Neu-Delhi schmückt eine plastische 3D-Fassade aus dem Mineral­werkstoff HI-MACS.
© Prashant Dubey, Nitish Goel

Genau genommen ist die Hülle das Wichtigste an einem Bauwerk: An ihrer Schönheit partizipieren nicht nur die Menschen, die sich im Gebäude aufhalten, sondern vor allem jene, die draußen daran vorüberziehen.

von: Barbara Jahn

Sie ist Beschützerin und Visitenkarte in einem: Schon immer hüllt eine Fassade Gebäude wie mit einer eigenen Haut ein und sorgt für ein langes Leben. Gleichzeitig verfügt sie aber über ein Eigenleben: Sie kann preisgeben oder verschleiern, was sich in einem Gebäude befindet. Sie kann auch Botschaften aussenden oder selbst ein State­ment sein. Der Architekt hat die Wahl. Neben der Art und Weise, wie er das Gebäu­de und seinen Inhalt nach außen kommunizieren möchte, kann er auch die Materialien auswählen, mit denen er das umsetzt. Während die Klassiker der Putz-, Backstein- oder reinen Glasfassade selbstverständlich weiterbestehen und ganz solide ihren Dienst versehen, so sind es doch auch oft andere, manchmal ungewöhnliche Möglichkeiten der Fassadengestaltung, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Immer öfter beweisen moderne Werkstoffe, die besonders stark im Interiorbereich ein­gesetzt werden, auch außerhalb des Gebäudes ihre Stärke.

Weiß bleibt Weiß
In einem der am stärksten frequentierten Bereiche der Innenstadt von Neu-Delhi befin­det sich das JK House von Conarch Architects, ein institutionelles Bürogebäude mit monumentaler, dreidimensionaler Fassa­de. Das ausdrucksstarke, plastische Erscheinungsbild wurde mit dem Solid-Surface-­Material HI-MACS umgesetzt, das die Gebäudehülle mit einer geschickten Anordnung von Dreieckselementen in ein vertikales Kunstwerk verwandelt. Der Acrylstein kann sämtliche Ansprüche erfüllen: Er ist äußerst robust gegenüber Temperaturschwankungen, UV-Strahlung und anderen äußeren Einflüssen, lässt sich durch die porenfreie Oberfläche reinigen und trägt so zu einer lang anhaltenden Ästhetik des Gebäudes bei. Zudem lässt sich das trans­luzente Material in nahezu jede beliebige Form bringen und kann – so wie hier – hinterleuchtet werden.

Flotte Sache
Mit einer Kollektion von Outdoortapeten hat sich das nahe Venedig ansässige Unternehmen Instabilelab einen Namen gemacht. Die Motive werden auf dem patentierten Material Fibratex, das aus einem mit Tex-Dekor-Mattharz behandelten Glasfasergewebe besteht, aufgedruckt. Das Erstaunliche dabei ist, dass die Tapete, die einem Gebäude zweifelsohne eine starke individuelle Komponente verleiht, extrem widerstandsfähig gegen sämtliche Witterungseinflüsse ist. Auch in Sachen Brand­verhalten und Langlebigkeit kann der Eyecatcher, der auch nur Teile eines Gebäudes ummanteln kann, durchaus mit anderen Fassaden mithalten. Nach der Grundierung wird mit Klebstoff und Harz angebracht und schließlich versiegelt.

Aus einem Guss
Bleiben wir noch in Italien. In Bassano del Grappa wurde 2021 die von Architekt Francesco Pascali geplante Villa Ca‘ Gioia fertiggestellt. Insgesamt betrachtet eine Hommage an die Architektur Palladios, wurde die Villa komplett mit Platten aus dem gesinterten Stein Lapitec umhüllt. Mit einer Stärke von nur zwölf Millimetern wurden die Platten auf 600 Quadratmetern mit Verankerungen für eine hinterlüftete Fassade im Farbton Bianco Crema eingesetzt. Auch die Dachfläche von 530 Quadratmetern wurde mit großformatigen Lapitec-Platten in Terra Ebano bestückt. Durch die Tatsache, dass es sich um ein nicht poröses Material handelt, ist auch diese Hülle bestens gewappnet gegen UV-Strahlung, Temperaturschwankungen und Witterungseinfluss. Zusätzlich zeichnet sich der Stein durch thermische Qualitäten aus: Im Sommer senkt sich die Innentemperatur für ein angenehmeres Wohngefühl, während im Winter der komplett wasserabstoßende gesinterte Stein die Dämmung trocken hält und für Behaglichkeit sorgt.

Um die Wette strahlen
Als Umhüllung der lang gestreckten Markthalle im ungarischen Nagykőrös haben sich die Architekten Gyula Kiss und Irén Járomi für eine perforierte Aluminiumfassade entschieden. Diese wurde der eigentlichen Glasfassade vorgesetzt und generiert ein prächtiges Farbenspiel – innen durch die Lochung der Fassade und außen durch die Farbe Mayagold, ein Bronzeton, der dem Gebäude einen industriellen Charakter verleiht. Damit gelang es, einen Funktionsbau beinahe zu einem Kunstwerk zu veredeln. „In der Morgensonne hat die Halle einen schönen Glanz. Das Gebäude wacht auf. Es badet im Licht, danach macht es seine Arbeit und abends leuchtet es wieder“, beschreibt Járomi das imposante Lichtspiel. 

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