365 Interior Design

Ensuite bitte!

© Rimadesio
Nur ein Hauch von Trennung zwischen Bad und Schlafbereich: Modulor von Rimadesio
© Rimadesio

In der Architektur wie in der Innenarchitektur lösen sich die Grenzen auf und der Raum beginnt zu fließen. Es wird das zusammengebracht, was zusammengehört: Kochen und Essen, Wohnen und Garten, aber auch Schlafzimmer und Bad. Aber funktioniert das auch wirklich?

von: Barbara Jahn

Die Idee der nahtlosen Übergänge hat Architek­ten immer schon beflügelt und zu architektonischen Höhenflügen inspiriert. Doch immer wieder tat sich dann doch eine Grenze auf, nämlich die Schnittstellen, wo der Übergang zwischen privat und halb­öffentlich stattfindet. Im Schlafbereich wird es dann noch heikler: Darf man – oder besser – soll man hier überhaupt duschen und baden? Der Trend, der immer öfter auch in private Domizile einzieht, kommt aus der Luxushotellerie, wo gerne frei stehende Bade­wannen mitten im Raum inszeniert werden. Und sicher nicht immer aus Platzgründen. Aber auch Duschen, die per se abgetrennt sind, werden nicht mehr im hintersten Winkel platziert, sondern gerne als trennender, transparenter Teil zwischen Schlafzone und Badbereich eingesetzt. Nun, das Setting im Hotel ist ein anderes und sicher auch eines auf Zeit, wo man solche gestalterischen Spielereien genießt und anders wahrnimmt.

Wellnessoase
Das Außergewöhnliche, Aufregende wollen viele aber nicht nur dann, wenn sie in den Urlaub fahren. Auch zu Hause soll der Schlafbereich zu einer richtigen persön­lichen Wellnessoase ausgebaut werden. Dass man Gefahr läuft, auf einen Interessenkonflikt zwischen kühlerem Schlafen und warmem Baden zu treffen, scheint nicht mehr das große Problem zu sein. Die Temperaturzonen werden mit allerlei Tricks überwunden: Der Sanitärbereich macht dem Bett den Platz am Fenster sicher nicht streitig. Auch kann man sich mit einer Fußbodenheizung im Badsegment herrlich die richtige Raumtemperatur schaffen.
Eine gute Möglichkeit, die räumliche Großzügigkeit, die durch die Verbindung der beiden Räume entsteht, nicht zu durchbrechen, sind Elemente wie Schiebetüren oder Paravents. Flexibilität ist auch hier eine echte Wunderwaffe, das Interiorkonzept nach den Vorstellungen, jedoch unter Wahrung einer gewissen Intimität, zu realisieren. Auch Nischen, Wandscheiben und kleine Mauervorsprünge tun der Offenheit keinen Abbruch, schaffen aber das Gefühl, sich privat zurückziehen zu können.

Badevergnügen mitten im Zimmer
So ist die Ensuite-Variante, die man eventuell auch noch um einen begehbaren Kleiderschrank erweitern könnte, eine perfekte Option, auch nicht temperaturverwandte Zonen in einem Raum zu vereinen. Außer Acht zu lassen ist auch die Benutzerfreundlichkeit nicht, die bei diesem Konzept schwer wiegt: Der kurze Weg von der Wanne zum Bett wie auch der vom Bett auf die Toilette tragen zu einem guten Gefühl bei. Mit diesen Argumenten ist es kein Wunder, dass die Schlaf-Bad-Kombination längst nicht mehr nur Luxusherbergen vorbehalten ist, sondern sich vom kleinen Apartment bis zur großen Villa durchsetzt.
Um dafür gerüstet zu sein, bedarf es selbstverständlich einer entsprechenden Planung – vor allem die Statik muss an­gesichts einer vollgefüllten Badewanne, die womöglich mitten im Raum steht, passen. Ansonsten müssen eigentlich nur der Boden­belag und alle umgebenden Oberflächen ihren jeweiligen Zweck erfüllen, dann steht einem schaumigen Badever­gnügen mit Blick auf Bett und Polster nichts mehr im Wege. 

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