365 Bauwelt

Dienstleistung und Sicherheit

Alle Fotos und Pläne: © Geiswinkler & Geiswinkler
Alle Fotos und Pläne: © Geiswinkler & Geiswinkler

Nach der geplanten Gesamtfertigstellung 2025 werden im Sicherheitszentrum Tirol in Innsbruck Einheiten von Polizei und Sicherheitsverwaltung sowie ein Einsatztrainingszentrum zusammengeführt. Planung: Geiswinkler & Geiswinkler und HD Architekten

Am 7. Dezember feierte das Sicherheitszentrum Tirol Dachgleiche. Im Auftrag des Innenministeriums errichtet die ARE in Innsbruck ein innovatives Dienstleistungszentrum, das rund 1000 Bedienstete beherbergen wird. Das von den Architekturbüros Geiswinkler & Geiswinkler und ­
HD Architekten geplante Sicherheitszentrum wird ein Ensemble aus sieben Bau­körpern. Zwei Bestandsgebäude bleiben erhalten und werden einer umfassenden Sanierung unterzogen sowie aufgestockt.

Gute funktionelle Lösung
Der Entwurf ist von einem heterogenen, von verschiedenen Gebäudetypen geprägten Ensemble gekennzeichnet. Anfang März 2018 kürte die Wettbewerbsjury in ihrer zweiten Sitzung das Projekt von Geiswinkler & Geiswinkler und HD Architekten zum Sieger. Nicht ohne Kritik an einigen Details anzubringen: Die Volumina mit länglichen Maßen, linearen Baukörpern mit „teilweise kritischen Bauhöhen“ überzeugten die Jurymitglieder „nur in geringem Maß“. Auch die Anordnung der Baukörper parallel zueinander mit knappen Zwischenräumen schaffe in einigen Bereichen verhältnismäßig schwache Belichtungs­situationen, urteilte die Jury. Und auch die archi­tek­to­ni­sche Ausformulierung der Fassaden wurde kritisch gesehen.
Positiv hingegen wurde die funktionelle Lösung beurteilt: Die Eingangssituation sowie die Erschließung mitsamt Verteilung der verschiedenen Nutzergruppen wurden ebenso gewürdigt wie das Spannungsfeld zwischen bürgernahem Dienstleistungszentrum und Sicherheitskonzept, das „in bemerkenswerter Weise“ gelöst worden sei.

100.000 Tonnen Erdmaterial
Am 12. April 2021 begannen die Bagger in der Kaiserjägerstraße 8 zu arbeiten. Um Platz für das neue Sicherheitszentrum zu schaffen, wurden bereits im Herbst 2020 neben dem bereits abgerissenen ehemaligen Pflegeheim weitere Bestandsgebäude der Landespolizeidirektion auf der Liegenschaft abgebrochen. Für die Errichtung der Garage und der beiden Untergeschoße der Neubauten wurde rund neun Meter in die Tiefe gegraben. Insgesamt wurden rund 100.000 Tonnen Erdmaterial bewegt, um Platz für die Tiefgarage zu schaffen. Sauberes Aushubmaterial wurde dazu genutzt, einen aufgelassenen Steinbruch vor den Toren der Stadt zu verfüllen und zu rekul­tivieren. Für die Baugrube musste das Grund­wasser abgesenkt werden. Dazu wurden zehn Brunnen gegraben und 1,1 Kilometer an Rohrleitungen verlegt. Pro Sekunde konnten so bis zu 350 Liter in den Inn gepumpt werden. Damit auch später kein Wasser in die Garage eintritt, wurden die Außenmauern als „gelbe Wanne“ errichtet. Dabei wurde am Beton eine Dichtfolie angebracht, deren innenliegende Filzschicht verbindet sich mit dem Beton.

Das Sicherheitszentrum wird nach der geplanten Gesamtfertigstellung 2025 auf rund 24.300 Quadratmetern Nutzfläche Dienststellen der Landespolizeidirektion Tirol, das Stadtpolizeikommando Innsbruck, die Direktion für Spezialeinheiten (DSE) West mit dem Einsatzkommando Cobra, das Polizeianhaltezentrum (PAZ) sowie ein hochmodernes Einsatztrainingszentrum an einem zentralen Standort in der Kaiser­jägerstraße bündeln. Zusätzlich werden ­Teile der Informations- und Kommunika­tionstechnologie (IKT)-Abteilungen des Innen­ministeriums am Standort integriert. Die Dächer der Neubauten werden extensiv begrünt. Dank der Nutzung von Fernwärme und des Grundwassers kann aus dem fossilen Heizsystem mit Gas aus­gestiegen werden. 

Projekt
Sicherheitszentrum Tirol, Kaiserjägerstraße 8, 6020 Innsbruck

Bauherr
BIG Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H. in Vertretung der: ARE Austrian Real Estate GmbH, 1020 Wien

Architektur
Geiswinkler & Geiswinkler Architekten ZT GmbH, Wien
HD Architekten Ziviltechniker GmbH, Wien

Landschaftsplanung
Ing. Herbert Eipeldauer, Wien

Statik
Bollinger+Grohmann Ingenieure, Wien

Bauphysik
Prause iC GesmbH, Wien

Geotechnik
ZSZ Ingenieure ZT GmbH, Innsbruck

Fassadentechnik
Metal Design Engineering, Vöcklabruck

HKLS
ZFG-Projekt, Baden

Brandschutz
IBS – Technisches Büro GmbH, Innsbruck

Projektdaten
Grundstücksfläche: 16.939 m²
Bebaute Fläche: 11.312 m²
Nutzfläche: 23.000 m²
Bruttogeschoßfläche: 74.000 m²

Projektablauf
Wettbewerb 08/2017 – 2. Stufe: 03/2018
Baubeginn Herbst 2020
geplante Fertigstellung Ende 2025

Bauunternehmen
Hans Bodner BaugmbH & Co KG, Kufstein

Materialien
Außenwände: Stahlbeton
Fassade: Glas zweischalig (Innenschale Schüco)
Innenwände: Leichtbau (Knauf)
Fenster/Türen: Aluminium (Schüco)
Bodenbeläge: beschichteter/versiegelter Estrich/außen: Triflex
Beleuchtungskörper: Bega, Zumtobel
Sanitärgegenstände: Laufen, Villeroy Boch, Ideal Standard, Hewi, Alape
Aufzug: Schindler

Schnell hinauf
Zwölf Aufzüge von Schindler Österreich werden im Sicherheitszentrum eingebaut. Elf der Aufzüge sind vom Typ Schindler 3000 (rechts Bild), einem Allround-­Aufzug für verschiedene Gebäudearten mit den neuesten digitalen Technologien sowie größtmöglicher Flexibilität bei Kabinen-, Tür- und Schachtgrößen.
Um mehr Fahrgäste zu transportieren, kommt auch ein Aufzug des Typs Schindler 5000 zum Einsatz (linkes Bild). Dank höherer Förderleistung ist dieser Typ für die höchsten Ansprüche geeignet und steht für maximale Flexibilität bei Design, Kabinengrößen und Steuerungsoptionen.

Informationen
schindler.at

Die Gebäudehülle im SZT
Fenster Schüco AWS 75.SI+:
Wärmedämmung bis zu einem Uf-Wert von 0,92 W/(m²K) in der Bautiefe 75. Schmale Ansichtsbreiten; hohe Systemflexibilität ermöglicht den Einsatz für die verschiedensten Anwendungen: als Lochfenster, als Fensterband oder sogar als Einsatz­element in der Fassade.
Türe Schüco ADS 75 HD.HI:
Das multifunktionale Aluminium-Türsystem eignet sich für anspruchsvolle Objektgebäude mit hohen Sicherheitsanforderungen. Das hochstabil konstruierte Heavy-Duty-­System ist speziell für schwere oder übergroße Türflügel mit ​großen Öffnungsweiten und hohen Dauer­belastungen konzipiert.
Fassade Schüco FWS 50:
Pfosten-­Riegel-Fassade mit 50 mm Ansichtsbreite, ermöglicht Fassadenkonstruk­tionen mit groß­ dimensio­nierten Glasflächen und ist auch als hoch­wärme­gedämmte Ausführung lieferbar.

Informationen
schueco.com

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