342 Interior Design

Frühlingserwachen

© Riva 1920
Hocker, Tischchen und Körbchen zugleich: Geppo Pet von Riva 1920 aus unbehandeltem Holz
© Riva 1920

Gleich nach dem Jahreswechsel geht es los: Mit den ersten Möbelmessen des Jahres kommt die Lust zur Veränderung zurück. Natürlich mit zahlreichen Trends im Gepäck, die niemanden kalt lassen.

von: Barbara Jahn

Es darf wieder gustiert werden: Zahlreiche Möbel- und Einrichtungsmessen in Wien, Köln, Mailand oder Paris nähern sich mit großen Schritten. An Ideen und geschickten Lösungsvorschlägen mangelt es nicht. Dabei stechen sechs Trends ganz besonders heraus, die man 2019 nicht wirklich umgehen kann.

Trend 01: Farbe des Jahres
Auch dieses Jahr ruft das Pantone Farb­institut die Farbe des Jahres aus. 2019 ist das Living Coral, ein kräftiger, selbstbewusster Farbton aus einem warmen Orange und einem knalligen Pink, das Optimismus versprühen soll und für die Mischung aus Digitalem und Analogem steht. Kaum ein Möbelhersteller kann sich diesem Diktat entziehen – sogar Küchen und Waschbecken werden in dieses außergewöhnliche Farbkleid gehüllt. Zarter als Rot, aber intensiver als Rosa ist es überall einsetzbar und wird bis zum Sommer zur Vollendung reifen, wenn auch die Modewelt voll darauf ein­gestiegen ist.

Trend 02: Bauhaus
Das Bauhaus feiert 2019 100-jährigen Geburtstag. Teil dieser globalen Geburtstagsparty sind sämtliche Möbelproduzenten, die entweder Lizenzen von Möbelklassikern besitzen oder diejenigen, die sich davon schon immer inspirieren haben lassen. Man muss gewappnet sein, denn vieles wird mit Bauhaus in einen Zusammenhang gebracht werden, den es eigentlich gar nicht gibt – die Versuchung, an diesem Kuchen mitzunaschen, ist zu groß. Dennoch gibt es sie, die Echten und Wahren, die das Erbe von Ludwig Mies van der Rohe, Walter Gropius, Mart Stam und Co. an die nächsten Generationen weitergeben werden und erlesene Einzelstücke und Serien wieder neu auf­legen beziehungsweise zeitgemäß interpretieren.

Trend 03: Midcentury
Der Midcentury-Style schwingt schon seit einigen Jahren im Einrichtungsorchester mit. Doch 2019 scheint die Idee, sich der Vierziger-, Fünfziger-, aber auch der Sechziger- und Siebzigerjahre zu besinnen, auf besonders fruchtbaren Boden zu fallen. Die Rückkehr des Marmors, die filigranen Beine und die legendäre Nierenform kündigten diesen Trend schon an. Jetzt gibt es immer mehr davon, aber nicht ohne Grund. Platz sparen ist angesagt. Aber auch das Formale findet immer mehr Anhänger. Architektur und Möbeldesign drückt sich in klaren Linien, aber auch in organischen Formen aus. Stromlinienförmige Kreationen bestimmten das mittlere Drittel des 20. Jahrhunderts, ohne viel Schnickschnack, dafür mit viel mehr Funktionalität. Vielleicht liegt es daran, dass diese Art des Designs eine Unkompliziertheit verkörpert, nach der man sich in der komplexen Welt sehnt, möglicherweise aber auch an der Unverwechselbarkeit, die der Anonymität von heute gegen­übergestellt werden kann.

Trend 04: Freiluft-Wohnen
Das Leben unter dem grünen Blätterdach hat einen neuen Stellenwert bekommen. Jeder, der es kann, verbringt seine Freizeit unter freiem Himmel, wenn möglich, ohne auf all den Indoorkomfort zu verzichten. Für die Möbelindustrie ist das gar kein Problem, denn was es für drinnen gibt, gibt es auch für draußen in derselben Qualität. Kochen, Essen, Loungen, Duschen, Schlafen – nichts, was nicht auf der Terrasse machbar wäre. Wer nicht so viel Platz hat und sich mit einem Balkon begnügen muss, braucht sich jedoch in keinster Weise benachteiligt fühlen: Auch für wenige Quadratmeter gibt es ansprechende bis exklusive Lösungen, die den Aufenthalt an der frischen Luft äußerst angenehm und ein­ladend gestalten können. Besonders glücklich dürfen sich diejenigen schätzen, die Mobiliar ausfindig machen, das sich sowohl für drinnen als auch für draußen eignet – auch das gibt es und macht vieles ent­scheidend leichter.

Trend 05: Natur pur
Holz ist mittlerweile zum Dauerbrenner in der Möbelszene geworden. Der Kunde ist anspruchsvoll geworden und möchte wissen, wo der Baum stand, aus dem sein Stuhl gemacht wurde. Sicher, eine Zeit­erscheinung, dieses penible Hinterfragen, jedoch sicher mit großer Wirkung auf die verarbeitende Industrie, die sogar den Verschnitt und die Späne weiterverwendet. Es ist wohl der Anblick, der Geruch, die Haptik, das Erdige, das Gefühl der Verbundenheit und die Gewissheit des Nachwachsens, die uns Möbel aus Holz in vollen Zügen genießen lassen. Gemeinsam mit anderen natürlichen Rohstoffen, die sich zum Glück immer wieder reproduzieren, entsteht eine gesündere Wohnwelt, die immer mehr Menschen begeistert und in ihren Bann zieht.

Trend 06: Kleiner und feiner
Micro-Apartments, Small Spaces und ähnliche Wortschöpfungen prägen die Architektur immer stärker. Die logische Konsequenz ist, dass auch die Einrichtung schlanker und raumsparender sein muss. Dahin und einher mit mehr Funktionalität geht der Trend. Viele Möbelstücke haben zwei oder mehrere Funktionen. Auch die Dimensionen schrumpfen – weniger ist eben immer noch mehr. Zu beobachten ist aber auch, dass Einbaumöbel in der Einrichtungslandschaft langsam wieder Fuß fassen. Schon lange gab es keine Wohnwände mehr, die vom Heimarbeitsplatz über die Sitzgelegenheit bis hin zum Bett alles integrieren. Zudem wichtig geworden ist die Rückseite eines Möbels, die ab jetzt auch gerne genutzt wird. Ausgeklügelte Kreationen machen es möglich, auf kleinstem Raum großzügig zu leben. Und alle werden mit der Zeit draufkommen, dass es sich mit weniger gleich viel besser wohnt. 

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