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Gebäudeschutzmaßnahmen gegen Naturgefahren im alpinen Raum

Abb. 2: Schutzbauwerke vor dem Gebäude: Spaltkeil aus Mauerwerk; Spaltkeil aus Schüttmaterial; aus [1] / © Florian Rudolf-Miklau

Aufgrund der gebirgigen Topographie Österreichs sind nur rund 38 Prozent des Bundesgebiets als Dauersiedlungsraum geeignet. Aus diesem Grund sind „alpine“ Naturgefahren (Sturzflut, Muren, Steinschlag und Lawinen) von
besonderer Bedeutung [1]. Als primäre Ursachen für die Zunahme des Risikos durch Naturkatastrophen werden die intensive Nutzung potenziell gefährdeter Gebiete und der Klimawandel angeführt. Zudem erzwingt die alpine
Topographie Österreichs eine Konzentration der Besiedelung im Voralpengebiet und in den Talniederungen. Naturgemäß ist das Schadenspotenzial in diesen Gebieten besonders hoch [3].
Nach Untersuchungen des Umweltbundesamtes herrscht in Österreich weiterhin eine starke Zunahme des Flächenverbrauchs, die auf verschiedene Faktoren – z.B. steigende Wohnansprüche, demographischer Wandel, Urbanisierung und „Zersiedelung“ des ländlichen Raums, steigende Mobilität, Dezentralisierung der Versorgung, touristische Erschließung, Agrarstrukturwandel – zurückzuführen ist. Da bereits ca. 40 Prozent des Dauersiedlungsraumes in Österreich verbraucht sind, nimmt der Erschließungsdruck auf durch Naturgefahren bedrohte Flächen besonders in den Alpen zu. Damit steigt auch der Bedarf an Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen für Bauwerke stetig an [1].
Für Österreich wurden Strategien zur Prävention und Risikoreduktion vor Naturgefahren entwickelt, die neben der Flächenvorsorge, der Verhaltensvorsorge und der Risikovorsorge auch die Bauwerksvorsorge vorsehen. Die Bauwerksvorsorge umfasst Schutzkonzepte für sichere Baulandentwicklung und Ausführung von Bauwerken in Gefahrenzonen. Sie setzt im Wesentlichen auf zwei Strategien: einerseits auf die gefahrenangepasste Gebäudenutzung und -ausstattung, andererseits auf Maßnahmen zur Abschirmung (direkt am oder unmittelbar vor dem Gebäude) oder Abdichtung von Gebäuden gegen die Einwirkung von Naturgefahren (Gebäudeschutz) [3]. Im Nachfolgenden wird auf Gebäudeschutzkonzepte für Naturprozesse im alpinen Raum (Sturzflut, Muren, Steinschlag und Lawinen) näher eingegangen.

Naturprozesse und Gefährdungsbilder
Vor dem Entwurf eines Gebäudeschutzkonzeptes muss die Art der Naturgefahr und die daraus resultierenden Beanspruchungen bzw. potenziellen Schäden am Gebäude bestimmt werden. Die Summe dieser Beanspruchungen und Schäden wird in einem Gefährdungsbild zusammengefasst.
Hinter jeder Naturgefahr stehen ein oder mehrere Naturprozesse, welche diese auslösen. Eine Gefahr entsteht, wenn Naturprozesse auf Menschen oder deren Besitztümer (Siedlungen oder Infrastrukturen) einwirken und Schäden verursachen. Während in den Niederungen hauptsächlich Katastrophen durch Überflutungen und meteorologische Einwirkungen (Sturm, Hagel) ausgelöst werden, sind in Hanglagen Bedrohungen durch Fließprozesse (Muren, Sturzfluten, Lawinen) und Sturzprozesse (Steinschlag, Felssturz) besonders relevant. Die wichtigsten Gefährdungsbilder für diese Prozesse sind in Abb. 1 dargestellt.

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