Wenn Sie vom Lakhta Center noch nichts gehört haben, dann liegt das nicht am Gebäude selbst. Der St. Petersburger Multifunktionsbau ragt seit heuer 462 Meter übers Meer in die Höhe und zwar direkt an der Ostsee. Der turmartige Bau ist damit gleichzeitig das höchste Bauwerk des europäischen Kontinents. Weil sich das Gebäude nach oben windet, hätte eine herkömmliche Selbstkletterschalung nicht gedient. Die Schalungsplattformen wurden daher über Teleskoparme mit dem veränderlichen Grundriss mitgedreht. Eine solche über drei Geschoße reichende hydraulische Kletterkonstruktion erspart laut Produzent Peri den Kran, verhindert Abstürze und schützt vor Starkwind. An dem besonderen Bauplatz musste außerdem 80 Meter tief nach unten mit Betonpfählen gegründet werden. Als eigentliches Fundament wurde darüber eine 16,5 Meter hohe Betonbox gesetzt, die im Kern über radial angeordnete Betonscheiben ausgesteift ist. Die 19.624 Kubikmeter Beton, die hier in einem Schritt eingebracht wurden, bedeuteten einen neuen Weltrekord. Geschalt wurde dabei lediglich mit flexibel einsetzbaren Leichtbauelementen aus Aluminium, die teilweise sogar per Hand versetzt wurden.
Hoch hinaus
Das bald höchste Wohngebäude der Welt wiederum wird aktuell unter Beteiligung des Amstettener Schalungsunternehmens Doka in den USA fertiggestellt. Der Central Park Tower im New Yorker Stadtteil Manhattan soll 2020 übergeben werden und wird dann 472 Meter Höhe aufweisen. Die Schalung erweist sich auch hier als Kletterkünstler. In den unteren Geschoßen eilte der Kern dem Rest voraus. Weiter oben werden Gebäudekern und Geschoßdecke in einem betoniert. Die Mannschaftsquartiere und der Treppenturm werden von Abschnitt zu Abschnitt hydraulisch gleichsam mit nach oben bewegt.
Seit der Wiener Wohnbau auch mehr in die Höhe geht, bedient sich dieser ebenfalls der Selbstklettertechnik. Beim kürzlich fertiggestellten Favoritner Projekt „Hoch33“ mit seinen 33 Geschoßen hat jede der 341 Mietwohnungen einen Balkon oder eine Loggia. Die damit einhergehende zerklüftete Fassade sollte einem raschen Baufortschritt nicht im Wege stehen. So war man beim Schalungsunternehmen Hünnebeck auf den kombinierten Einsatz von herkömmlicher Fassadenschalung mit Kletterfahrgerüsten gekommen.
Ganz große Flächen
Effizienz scheint bei Großbaustellen ein Gebot der Stunde zu sein und Sonderapparaturen werden immer wieder neu entwickelt. Für einen Bau in Kanada mit insgesamt 200.000 Quadratmetern Deckenfläche war eigens eine auf einem Rahmen schwebende Konstruktion entworfen worden, die ohne lästige Ständer auskommt. Für den erwähnten Fall wurden vom Hersteller Peri mindestens 30 Prozent Zeitersparnis und 2.800 Quadratmeter Wochen-Produktionsleistung reklamiert. Für Arbeiten in Regelgeschoßen, die möglichst noch ohne Zwischenwände auskommen, bieten einzelne Hersteller auch maschinenunterstützte Tischhubsysteme an. Diese bringen Leichtbaupaneele über Kopf in Position oder lassen sie hydraulisch wieder herab. Um geschwungene Abschlüsse an den Fassadenfronten zu erleichtern, also bei kreisförmigem Grundriss, werden auch Leichtbaugabeln für geschoßweises Versetzen per Kran eingesetzt. Damit können runde Fassaden bei ausreichender Wiederholung trotzdem wirtschaftlich produziert werden.
Weniger ist mehr
Bei herkömmlichen Träger-Deckenschalungen werden vielfach Systeme angeboten, die dank leistungsstarker Hauptträger mit bis zu 30 Prozent weniger Ständern auskommen als herkömmliche Systeme. Flugdächer mit größerer Lichtehöhe wiederum können auch in zehn Metern Höhe ohne Gerüstaufbau geschalt werden. Solide Stahlrahmentische in Kombination mit Aluständern können das leisten. Die Baustelle der Autobahnraststätte in der Vorarlberger Grenzgemeinde Hörbranz wurde vom Schalungsunternehmen Hünnebeck dahingehend ausgestattet. Für die Stützen mit Pilzkopf, nach einem Entwurf von Architekt Christian Lenz waren Stahlsonderschalungen eigens geplant und konstruiert worden. Errichtet wurden die 37-fach sich wiederholenden Bauteile mit nur zwei Schalungskörpern. Im Dreitagesrhythmus wurde ausgeschalt sowie das Korsett neu aufgestellt. Jenes Vorgehen hätte die Terminplanung unterstützt, aber auch die rasche Fertigstellung in nur zwei Jahren begünstigt, wie die Baufirma Rhomberg mitteilt.