Florasdorf liegt im zentralen Siedlungsgebiet von Wien-Floridsdorf, bestehend aus Florasdorf Nord und Süd. Der auf Basis eines Konzepts von Architekt Otto Häuselmayer im Jahr 2013 beschlossene Flächenwidmungs- und Bebauungsplan für dieses Areal auf dem ehemaligen Bahnhof Jedlesee sah eine Verschmelzung der Kleingartenkultur mit moderner Stadtentwicklung vor. „Stadt trifft Dorf“ – so das Motto. Das Zusammenleben der Generationen unter einem Dach wurde als Thema des Ende 2014 vom Wohnfonds Wien und der ÖBB Immobilienmanagement GmbH auf dem Teilgebiet Florasdorf Süd ausgelobten Bauträgerwettbewerbs definiert. Bauplatz 2 wurde als Fixstarter von Architekt Otto Häuselmayer mit dem gemeinnützigen Wohnbauträger bwsg geplant (siehe Ausgabe 340). Bauplatz 1 gewannen die beiden Bauträger Neues Leben und Siedlungsunion mit einem Entwurfskonzept der Architekturbüros Freimüller Söllinger und Studio Vlay (heute StudioVlayStreeruwitz).
Riegel und Punkt
Ziel der Bauherren war es, eine dem Motto „Stadt trifft Dorf“ entsprechende innerstädtische Dichte zwischen Stadtautobahn und Einfahrtsstraße umzusetzen. Die städtebauliche Konfiguration greift das Prinzip des Blockrands auf und bildet einen Rahmen für die Verschränkung von Wohnen und Landschaft. Das entstandene Ensemble besteht aus einem Riegel- und fünf Punktgebäuden. Im östlich gelegenen
Riegel stapeln sich unterschiedliche Wohnlandschaften mit wechselnder Erschließung, die auf die jeweilige Lage und Orientierung reagieren. Im ersten und zweiten Obergeschoß ist ein durchgestecktes Dreigenerationenhaus untergebracht, im dritten und vierten Obergeschoß befinden sich ein Gartenhaus und Westapartments. Es gibt Wohngemeinschaften mit Freibereichen für die Nachbarschaft. Über dem Anger befinden sich Brückenwohnungen. Eine Grundstruktur aus Wegen und Plätzen ist in Kombination mit gärtnerisch bewirtschafteten Flächen in die Struktur eingewoben. Der Riegel wird durch ein vorgesetztes begrüntes Regal weitergeführt, das sich zur Autobahn sanft in die Kurve legt und als Schallschutz dient. Als Schutz vor Lärm dient außerdem ein System von vorgesetzten Loggien, Balkonen und Patios, das Bezug zum Außenraum schafft. Die Fassade bietet ein spannendes Wechselspiel aus geschlossenen und offenen Bereichen.
Die südwestlich situierten Punkthäuser sind wie zufällig gefallene Würfel mit unterschiedlich orientierten Achsen verteilt. Durch diese Verdrehungen entstehen in den Räumen zwischen den Häusern differenzierte Freiräume mit Durchsichten und Weitblicken, die, so die positive Bewertung der Wettbewerbsjury, großen stadtökologischen Mehrwert schafft. Die lockere Bebauung bindet die Gebäude maßstäblich in den Kontext der Umgebung ein und ermöglicht die Erschließung zur Pragerstraße im Westen. Für die Bauträger ergibt sich damit darüber hinaus langfristiges Entwicklungspotenzial: Nach Westen hin könnte die Bebauung verdichtet werden.