Gleichzeitig mit der Eröffnung der Therme Wien 2010 hat sich die Stadt entschlossen, weitere Entwicklungsschritte vor allem am Areal südlich des Kurparks in Wien-Oberlaa zu setzen und hier neuen Wohnraum zu schaffen. Im Zuge der Verlängerung der U-Bahnlinie U1 hat die WSE Wiener Standortentwicklung GmbH, ein Unternehmen der Wien Holding, ein kooperatives Planungsverfahren durchgeführt, dessen Ergebnisse die Grundlage für die Entwicklung des Standorts bilden. Die LSE Liegenschaftsstrukturentwicklungs GmbH ist eine Beteiligungsgesellschaft der WSE und Eigentümerin des Grundstücks.
Das Projektgebiet in der Kurbadstraße ist in sieben Bearbeitungsgebiete (BAG) unterteilt und umfasst in Summe zu- künftig neun Bauplätze. Gegenstand dieses Verfahrens war das BAG 2, das freifinanziert entwickelt wird, aber mit den übrigen Siegerprojekten des Bauträgerwettbewerbs abgestimmt wird.
Qualitätsbeirat
Der Qualitätssicherungsprozess im Anschluss an das Bieterverfahren soll nicht nur auf den geförderten Wohnbau und sein 4-Säulen-Modell beschränkt bleiben, sondern auf das gesamte Quartier – und damit auch auf freifinanzierte Vorhaben – ausgedehnt werden. In diesem Sinne kam im vorliegenden Wettbewerb das Instrument des Qualitätsbeirats zum Einsatz. Dieser hat die Aufgabe, die komplexen Prozesse neuer städtischer Quartiere fachlich zu begleiten. Durch definierte Ziele für das gesamte Gebiet soll eine hohe Qualität für die Entwicklung des neuen Quartiers erreicht
und sichergestellt werden. Eine weitere Besonderheit dieses Wettbewerbs liegt in der Tatsache, dass das Verfahren zur Festlegung der Flächenwidmungs- und Bebauungsbestimmungen mit jenem des Bauträgerwettbewerbs zusammengeführt wird. Ziel dieser „Verschränkten Verfahren“ ist es, den Ablauf effizienter zu gestalten und eine Integrierung der Bebauungs- und Wohnkonzepte in das Flächenwidmungs- und Bebauungsplanverfahren zu ermöglichen. Ziel des vorliegenden Wettbewerbs war die Realisierung von qualitätsvollen, innovativen und ökologisch nachhaltigen Wohnbauten sowie der Verkauf zu marktkonformen Konditionen.
Lebendiger Stadtraum
Sieger des Bieterverfahrens für das freifinanzierte BAG 2 wurde die at home Immobilien-GmbH mit dem Architekturbüro trans_city und SI landschaftsarchitektur. Laut eigenen Worten der Architekten handelt es sich um eine lebendige, klimaresiliente Wohnanlage, mit lebendigem Stadt- und Wohnraum und in klimaschonender Bauweise.
Für die Jury stellt das Projekt unter dem Aspekt der sozialen Nachhaltigkeit einen überzeugenden Beitrag dar. Vielfältige Gemeinschaftsräume zum Thema ressourcenschonendes Wohnen aktivieren die Nachbarschaft. Die Besiedlungsbegleitung unterstützt die Selbstorganisation von nachbarschaftlichen Aktivitäten. Auch aus architektonischer Sicht bildete dieser Entwurf einen der spannendsten Beiträge: Die unterschiedlichen Häuser
zeigen ein differenziertes Erscheinungsbild mit unterschiedlichen Wohntypologien. Solare Energiegewinnung wird auch als Thema in der Fassadengestaltung aufgenommen. Die Erdgeschoßzone ist sehr gut und sensibel angedacht. Die Zugänge zu den Häusern sind attraktiv. Die vorgeschlagene Hybridbauweise mit Stahlbeton und Holzrahmen wird positiv gesehen. Zusätzlich zum Energiesystem der Wien Energie werden PV-Elemente an der Fassade eingesetzt.
Die Gliederung des Freiraums, die Aufteilung mit großzügiger Gastroterrasse im Westen und Aufteilung des Kinder- und Jugendspielplatz entlang des Parks im Nordwesten und entlang der Flaniermeile im Südwesten findet sich hier gut umgesetzt. Die Dachnutzungen stellen eine zeitgemäße Aufteilung der Funktionen Urban Gardening, intensive menschliche Nutzung und PV mit Extensivbegrünung und Biodiversität dar. Die Fassadenbegrünung setzt starke Akzente in Verbindung mit der architektonischen Fassadengestaltung.


