371 Naturstein
© Alle Fotos: Richard Watzke
Höhenluft genießen: Ruhebereich auf dem Dach des Post Family Resort in Unken
© Alle Fotos: Richard Watzke

Investieren mit Weitblick

Der Wettbewerb innerhalb der Luxushotellerie wird immer stärker. Ob Umbau oder Neubau – jede Investition soll zum unverwechselbaren Image des Hauses beitragen und sich zugleich wirtschaftlich rechnen. Naturstein spielt seit jeher eine besonders prominente Rolle bei dieser Aufgabe.

von: Richard Watzke

Zu verschenken hat niemand etwas am Bausektor, schon gar nicht in der Hotellerie. Die Errichtung oder Modernisierung eines Hotels wird immer aufwendiger. Zugleich stellen die Gäste immer höhere Erwartungen an die Ausstattung und das Ambiente. Besonders in den Kategorien ab vier Sternen aufwärts legen sich die Betreiber finanziell mächtig ins Zeug. Schwimmbäder, Saunalandschaften und Spas gehören längst zur Grundausstattung, gemeinsam mit repräsentativen Zimmern und luxuriösen Suiten. Der Aufenthalt in einem Hotel der Premium­kategorie soll faszinieren und überraschen. Eine Raum­ausstattung von der Stange weckt wenig Begeisterung, doch gerade Begeisterung macht aus zufälligen Besuchern zufriedene Stammgäste.

Je höher die Kosten für die ­Errichtung und den Unterhalt eines Hotels sind, desto vorausschauender muss geplant werden. Anstelle unwägbarer Experimente vertrauen Architekten und Innenraumdesigner auf Lösungen, die sich vielerorts bewähren. Eine davon heißt Naturstein. Vom schicken Stadthotel bis zum romantischen Chalet hoch oben in den Alpen, nicht umsonst sehen wir Naturstein überall dort so häufig vertreten, wo anspruchsvolle Gäste verwöhnt werden und zugleich eine langfristige Nutzung der öffentlichen Bereiche und Gästezimmer das Ziel ist. 

Individuell wie echter Stein

Wenn es darum geht, Gästen ein unverwechselbares Er­lebnis zu bieten, dann hat ­Naturstein seinen großen Auftritt. Künstliche Industrieware ist massentauglich – kennt man ein Zimmer, kennt man alle. 

Wo die Ansprüche über ein Dach über dem Kopf und eine Dusche in der Früh hinausgehen, will der Gast so empfangen werden, wie er sich fühlt: als einzigartiges Individuum. Ein solches Individuum ist auch Naturstein, ist er in all seinen Tausenden Varianten doch ohne vorgefertigtes Drehbuch entstanden. 

Zwar gelten die Grundge­setze der Petrografie weltweit: Aus einem Tiefengestein wie Granit entwickelt sich durch Vorgänge wie Erosion und Sedimentation ein Ablagerungsgestein, beispielsweise Sandstein, Schiefer und Kalkstein. Im Falle einer anschließenden erneuten Umwandlung bilden sich aus Sandstein Quarzit und aus Kalkstein kristalliner Marmor. Weil aber die spezifische Zusammensetzung der vor Ort zur Verfügung stehenden ­Mineralien sowie Druck und Hitze immer ein wenig anders geartet sind, ist auch das Ergebnis jedes Mal ein wenig anders.

Vor allem bei farbenprächtig strukturierten Marmor- oder Kalksteinsorten oder bei Gneisen mit handtellergroßen, transluzenten Kristallen ist diese natürliche Vielfalt von Laien besonders gut wahrnehmbar. Aus gutem Grund werden großformatige Wandbekleidungen gespiegelt, um die optische Wirkung durch den Schmetterlingseffekt der Steinmaserung noch zu verstärken. Ebenso gebräuchlich im guten Steindesign sind Texturen, die über mehrere Stiegen durchlaufen oder sich als Abwicklung durch das gesamte Bad erstrecken. 

Natürlichkeit ist Trumpf

Bei aller Faszination für die Schönheit der Natur spielt auch der ökologische Faktor eine immer bedeutendere ­Rolle zugunsten von Naturstein im Hoteldesign. Bei ihrer Flucht aus dem Alltag legen Gäste hohen Wert auf Authentizität und Natürlichkeit. Naturbelassene Oberflächen mit einer haptischen Qualität sind besonders beliebt. Naturstein braucht keine Lacke oder Beschichtungen und ist von Natur aus frei von unerwünschten ­Zusatzstoffen. Dank seines ­kleinen CO2-Fußabdrucks ist er nicht nur umweltfreundlich in der Gewinnung und Verarbeitung, sondern auch problemlos im Rückbau. Naturstein ist auch über das Nutzungsende des Bauwerks hinaus ein Bau­stoff, kein Sondermüll.  

Zeitlose Werte 

Eine Lobby, eine Treppen­anlage und auch ein Wellness­bereich überdauern kurzlebige Moden und behalten ihre Faszination über Jahrzehnte, auch wenn der Stern der Investoren längst verblasst ist. Ein aktuelles Beispiel ist das Park Hyatt Vienna. Jetzt, da alle über den jähen Fall des Herrn B. aus Tirol sprechen und viele von ihm initiierten Projekte wanken und stocken, bleibt das 2014 unter seiner Ägide eröffnete Hotel für viele weitere Jahrzehnte bestehen.

Mitten während der Umwandlung der ehemaligen Länderbank-Zentrale in ein 5-Sterne-Haus hatte ein Brand weite Teile des historischen Baubestands verwüstet, darunter auch prunkvolle Raum­ausstattungen mit feinsten Natursteinarbeiten. Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurden nicht nur die Fest­stiege sowie der raumhohe sogenannte Franz-Joseph-Kamin originalgetreu rekonstruiert, sondern auch ein eleganter Spa im Untergeschoß errichtet. In einem so behaglichen Ambiente lassen sich die Stürme des Alltags leicht vergessen.

Lesen Sie den ungekürzten Artikel ab Seite 84 der aktuellen Ausgabe 371-6/2023 oder am Austria Kiosk!