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"Wir wollen die Welt verbessern"

DI Dr. Hildegard Aichberger, MBA (39) Seit 2005 Geschäftsführerin des WWF Österreich (World Wide Fund for Nature).

Hildegard Aichberger, Geschäftsführerin des WWF, über Chancen und Konfliktpotenziale der Kooperation mit der Baustoffindustrie und über Ziele des Nachhaltigkeitsbeirats im Fachverband der Stein- und keramischen Industrie.

wettbewerbe: Eine Zusammenarbeit zwischen einer Umweltschutzorganisation und der Baustoffindustrie ist nicht alltäglich. Wie kam es trotz der ganz unterschiedlichen Interessen dazu?

Aichberger: Wenn wir unser Ziele erreichen wollen, reicht es nicht, mit denen zusammenzuarbeiten, die ohnehin auf einem guten Weg sind. Es geht darum, mit denen zu sprechen, die möglicherweise negativen Einfluss auf unsere Ziele haben können. Diesen Ansatz fahren wir generell, auch wenn er nicht einfach ist. Bei der Zusammenarbeit mit der Baustoffindustrie ging es zu Beginn um aufgelassene Steinbrüche und Schottergruben, die eine wesentliche Rolle für gefährdete Tier- und Pflanzenarten spielen, weil sie Sekundärstandorte darstellen können. Daraus hat sich die Kooperation mit dem Fachverband Steine-Keramik ergeben, die seit elf Jahren besteht. Das war aber nicht genug, wir wollten gemeinsam mit den Unternehmen mehr erreichen. Wir haben seither Umweltbildungsprojekte durchgeführt, wir haben für die Stein- und keramische Industrie als erste Branche weltweit den ökologischen Fußabdruck bestimmt. Das geht schon ziemlich ins Kerngeschäft. Gerade in der Zusammenarbeit mit Unternehmen, die wir sonst aus Konflikten kennen, braucht es von beiden Seiten ein langsames Entstehen von Vertrauen. Hätten wir vor zehn Jahren den Industriebetrieben vorgeschlagen, uns ihre Betriebskennzahlen offenlegen, um ihren ökologischen Fußabdruck zu bestimmen, hätte das nie funktioniert.

 

wettbewerbe: Was hat die Industrie davon überzeugt, dass das eine gute Sache ist?

Aichberger: Wir kooperieren nicht mit einzelnen Unternehmen, sondern mit dem Dachverband. Das hat es leichter gemacht, eine Koalition der Willigen zu bilden und mit den Themenführern ein Pilotprojekt zu beginnen, das von anderen Betrieben mit umgesetzt werden konnte. Es muss aber dazugesagt werden, dass diese Kooperation kein Freibrief ist. Wir sagen nicht, dass uns alles gefällt, was die Industrie macht.

 

wettbewerbe: Was gefällt Ihnen nicht?

Aichberger: Im Bereich der energieintensiven Unternehmen sehen wir manchmal Probleme, das richtige Maß zu finden. Die Industrie hat natürlich Interesse an möglichst schwachen CO2 Vorgaben. Wir sehen das anders, wir wollen „die Welt retten“ und nicht primär die besten Rahmenbedingungen für Unternehmen schaffen.

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DI Dr. Hildegard Aichberger, MBA (39) Seit 2005 Geschäftsführerin des WWF Österreich (World Wide Fund for Nature). Studium der Kulturtechnik und Wasserwirtschaft.

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