Rückbau und Recycling
Für das Projekt Rückbau des Nachkriegsgebäudes haben sich das Staatliche Bauamt Augsburg, die Hochschule Augsburg und Concular zusammengetan, ein multidisziplinäres Büro für zirkuläres Bauen und Softwareentwicklung, das sich die Transformation des Gebäudesektors im Sinne der Circular Economy zum Ziel gesetzt hat. Das Team arbeitet seit 2020 an der Entwicklung zirkulärer Materialströme auf Gebäudeebene und hat sich als Marktführer für zirkuläre Immobilien etabliert, die ökologische und ökonomische Vorteile für alle Beteiligten bietet.
Im Team finden sich Architekten, Softwareentwickler, Ingenieure, Visionäre, Berater, Macher und Thought Leader, wie es auf der Homepage heißt. Kern der Unternehmensphilosophie von Concular ist das Wissen über Wiederverwendung und Sortierung von Materialien. Werterhalt geschichtsträchtiger Materialien ist ebenso wichtig wie Wiederverwendbarkeit.
Architektur im Kreislauf
Über das Projekt ist von der Hochschule Augsburg die Publikation „Architektur. Im Kreis.“ erstellt worden, in der Schritt für Schritt nachvollziehbar wird, wie dieser Ansatz machbar ist. „Uns ist es gelungen, einen innovativ nachhaltigen Weg aufzuzeigen, wie es möglich wird, Architektur im Kreislauf zu planen und zu bauen“, erklärt Prof. Mikala Holme Samsøe von der Fakultät für Architektur und Bauwesen.
Zunächst führte man das Circularity Assessment durch: Dabei wird das Inventar mittels Materialpässen digitalisiert. Alle Bauelemente werden begutachtet, erfasst und katalogisiert, von Kacheln bis Fenster, Schaukästen, Zäune oder Türen. Ein großer Anteil der Materialien konnte weitervermittelt werden, knapp 80 Prozent, wie Kathrin Fändrich, Baudirektorin des Staatlichen Bauamts Augsburg, mitteilt. Gekauft wurde hauptsächlich von Privatleuten, aber auch von Architekturbüros, Wohnungsunternehmen und Genossenschaften.
Urban Mining
Gerade im Bereich des Bauwesens sind Unmengen an Material gebunden, das sich im Sinne des Urban Mining wieder einsetzen lässt. Durch die Bauwende lassen sich aktiv Emissionen und Abfall einsparen, zudem wird es durch langfristiges Denken möglich, Ressourcen von heute für Generationen von morgen verfügbar zu erhalten. Für den Neu- bzw. Rückbau der Augsburger Bibliothek folgte man also der Erkenntnis des Urban Mining, dass Infrastrukturen, Gebäude und langlebige Güter potenzielle Quellen für Sekundärrohstoffe sind. „Kreislaufführung von Stoffströmen leistet einen wichtigen Beitrag zur Schonung natürlicher Ressourcen. Eine ambitionierte Kreislaufwirtschaft berücksichtigt alle Materialflüsse entlang der Wertschöpfungskette von der Rohstoffgewinnung bis hin zur Abfallbewirtschaftung“, heißt es auf der Seite des Umweltbundesamtes in Deutschland.
Hier, wie in anderen Pilotprojekten zur Kreislaufwirtschaft im Bereich Bau, wurde gezeigt, dass sich der Lebenszyklus von Gebäuden und Materialien deutlich verlängern lässt. Das hat nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Auswirkungen. So wurden außerdem Deponiekosten in Höhe von 500.000 Euro eingespart. Es sind zudem neue Regelungen zu erwarten, die Bauen weiter verteuern, sagt der Jurist Holger Seit vom Landesverband Bayerischer Bauinnungen. Noch zögern viele Kommunen, Recyclingmaterialien im Neubau einzusetzen. Es findet aber ein Umdenken statt, bei dem klar wird, dass alte Baumaterialien Rohstoffe sind.
Dominik Campanella, einer der Gründer von Concular, formuliert die Mission so: „Unser Ziel ist es, alle Akteure der Baubranche durch den Einsatz digitaler Tools und von Software dabei zu unterstützen, Materialien und Produkte so oft wie möglich wiederzuverwenden, gemäß der Devise: take – make – reuse, anstatt immer wieder neues Material zu beschaffen.” Zudem hört man wie bei vielen Produkten der Konsumgesellschaft immer öfter die Forderung, dass sich die ökologischen Folgekosten in den Preisen widerspiegeln müssen.