Mit dem Um- und Zubau eines traditionellen Wochenendhauses plus Anbau im modernen Stil demonstriert der Wiener Architekt Mladen Jadric, dass auch in Altbeständen mehr Potenzial an guter Architektur liegen kann, als man auf den ersten Blick vermutet.
Das Haus wurde 1969 in Payerbach (NÖ) errichtet. Fünfzig Jahre später, im Jahr 2019, begann die zeitgenössische Adaptation mit dem Ziel, den Bestandsbau zu erweitern und ihn den ökologischen und technischen Anforderungen der heutigen Zeit anzupassen. Die bestehenden Objekte (ein Haus und ein Gästehaus) liegen auf einem flachen Grundstück, das an den „Wiener Wasserweg“ grenzt. Aus dem Garten kann man in Richtung Schneeberg im Norden, Kreuzberg im Süden und Richtung Rax im Westen blicken. Das ursprüngliche Haus mit zwei Zimmern wurde um einen zusätzlichen Raum erweitert. Der als Leichtbau errichtete Bestand mit dem ortsüblichen Satteldach wurde zum Privatbereich (Küche, Schlaf- und Arbeitszimmer) umfunktioniert und saniert. Zu den baulichen Maßnahmen zählen ein neuer Windfang, eine Terrasse, größere Fensterflächen und die thermische Sanierung der Außenwände. Nassräume, Heizung, Wasser- und Elektroleitungen wurde komplett erneuert. Der ursprünglich als reine Holzkonstruktion geplante Zubau wurde im Zuge des Baufortschritts als Massivbau errichtet und mit heimischem gebeiztem Lärchenholz verkleidet. Die pentagonale Form des Objekts trägt den besten Aussichten auf die umliegende Landschaft Rechnung.
Die großzügigen Öffnungen rahmen die schönsten Szenerien des Gartens und der Umgebung ein. Damit richtet sich die Konzeption des Hauses nach dem teuersten Gut der Wiener Hausberge – dem Ausblick. Die mit Fensterrahmen festgehaltenen Ein- und Ausblicke sind daher Schlüsselelemente der formalen Gestaltung. Besonderer Wert wurde darüber hinaus auf die Privatheit der Bewohner gelegt. Sie können die Ausblicke genießen, ohne selbst beobachtet zu werden. Ein zur Gänze verglaster Verbindungsgang öffnet für einen kurzen Moment Blicke in die Nähe zum Innengarten und zum Kreuzberg und in die Ferne zu den Vorbergen des Schneebergs.
Der Entwurf erzeugt zahlreiche grundverschiedene Stimmungsbilder im und rund um das Haus. Die Situierung des Zubaus strukturiert und zoniert den neu gestalteten Garten. Der neue Gebäudeteil schirmt den Wohn- und Schlafbereich akustisch und optisch von der Zufahrtsstraße ab und erhöht so die Intimität im Garten. Jedes Zimmer hat einen vorgelagerten, mit Holz und Stein verkleideten Außenraum bekommen.
Haus + Wohnen
Projekte
Ein- und Ausblicke
Haus Grill-Reichenauer, Payerbach/Jadric Architektur
Projekt
Haus Grill-Reichenauer, Schulgasse 10, 2650 Payerbach-Reichenau
Bauherren
Dr. Wolfgang Grill, Dr. Monika Reichenauer
Architektur
Jadric Architektur ZT GmbH, Wien
Bauphysik
DI Goran Papo, Wien
Baumeister
Hoferbau GmbH, Loipersbach
Holzbaumeister
Strebinger GmbH, Puchberg
Projektdaten
Grundstücksfläche 1271,20 m2
Bebaute Fläche 1274 m2
Nutzfläche 95,20 m2
Bruttogeschoßfläche 127,24 m2
Projektablauf
Planungsbeginn 06/2017
Baubeginn 04/2019
Fertigstellung 06/2020
Materialien Neubau
Außenwände: Holz-Riegelbau
Innenwände: Gipskartonständerwände
Fassade: Schalung Lärche lasiert
Wärmedämmung: Zellulose
Fenster: Fenster Weinzetl
Bodenbelag innen: Parkett Bodenbelag Terrasse: Lärchenholz
Möblierungen: Vitra
Der Artikel als PDF
- Viel Potenzial in alten Mauern
- Zeitgemäße Adaptierung