Die Marktgemeinde Naarn mit rund 3800 Einwohnern beabsichtigt die Errichtung eines neuen Amtsgebäudes mit Räumen für die Gesundheit (Arzt, Physio, Zahnarzt), Gewerbe (Bank, Friseur), Gastronomie und Multifunktionsraum.
Das bestehende Gebäudeensemble Gemeinde/Kirchenwirt befindet sich gegenüber der Friedhofsmauer und der Kirchenanlage. Diese Stelle ist städtebaulich bedeutsam und für den Ortskern von Naarn wesentlicher Bestandteil der Zentrumsbildung. Die vorhandene Kerngebietswidmung ermöglicht dort eine dichtere Gebäudestruktur, die auch durch den Bestand eindeutig ablesbar ist. Die Erscheinung ist durch die differenzierte Gestaltung und Abfolge unterschiedlicher Baukörperausbildungen geprägt.
Die Marktgemeinde Naarn legt beim Neubau des Gemeindeamtes auf Rücksichtnahme der Kleinkörnigkeit und Differenzierung in der Gebäudeabfolge wert. Der dörfliche Charakter soll in wesentlichen Zügen erhalten werden. Weiters bestand der Wunsch nach einem Vorbereich vor dem Gemeindeamt sowie einer barrierefreien Planung aller Eingänge.
Städtebauliche Entwicklung
Gewonnen hat den Wettbewerb der Linzer Architekt Gerald Anton Steiner. Sein städtebauliches Konzept greift die für Naarn typischen Bauformen von Vierkanter und die um einen „Weiler“ gruppierten Höfe auf und überlagert den kompakten Vierkanter mit einer offen gruppierten Siedlungsform. Das neue Gemeindeamt wird folgerichtig entlang der Hauptstraße als lang gestreckter
Satteldachbaukörper situiert und ist gemeinsam mit dem zweiten Baukörper, ebenfalls mit Satteldach, räumlicher Abschluss des Marktplatzes. Eine Marktgasse führt in den „Naarner Hof“ (innenhofartiger öffentlicher Raum), an dem das Ärztezentrum und im Norden das bestehende Gemeindeamt das ortsräumliche Gesamtkonzept komplettieren. Insgesamt wird die geschlossene Form des derzeitigen Gebäudebestandes aufgegriffen, aber durch die Setzungen der neuen drei Baukörper mit einer Durchlässigkeit zwischen Kirche und Marktplatz sowie dem begrünten südlichen Nachbargrundstück städtebaulich weiterentwickelt. Der im Raumprogramm vorgesehene Nutzungsmix wird im Konzept mit den einzelnen Häusern übersetzt, wobei sich das neue Gemeindeamt mit Mehrzwecksaal im baulichen Gefüge des Ortszentrums integriert.
Das stimmige Gesamtkonzept vermochte das Preisgericht zu überzeugen, ebenso die Wirtschaftlichkeit.
Präsenz am Marktplatz
Den zweiten Rang belegte die Arbeitsgemeinschaft exp architekten und Architekten Kneidinger aus Linz. Wie die Jury urteilte, bildet das Setzen zweier großer Volumina einen starken städtebaulichen Ansatz. Das Projekt besticht in seiner Präsenz im Kontext zum Marktplatz, bildet eine erlebbare Eingangssituation für das Gemeindezentrum und eröffnet gut nutzbare Außenräume, auch als Zwischenraum der beiden Baukörper. Positiv wurde die zweigeschoßige Anordnung im umgebenden Ortskern gesehen. Die flach geneigten Satteldächer formen die Baukörper in ihrer Präsenz. Funktional wurde die Aufteilung der öffentlichen Flächen im Obergeschoß mehrfach diskutiert, ebenso war für die Jury die flächenmäßige Teilung der Gemeinde über die Geschoße wenig überzeugend. Die Lösung der Flächen für die Gemeinde wurde als sehr großzügig überlegt beurteilt. Ebenso wurde die Wirtschaftlichkeit bezweifelt.
Das Projekt, so die Jury abschließend, ist gelungen, aber zugunsten einer nicht nachvollziehbaren Flächenbilanz, die wirtschaftlich nicht darstellbar ist. Das Bauen in Etappen scheint nicht möglich.


