Querbeet – laut Duden bedeutet das ziellos, ohne festgelegte Richtung. Eigentlich genau das Gegenteil dessen, was dieser Wohnbau von synn architekten repräsentiert. Städtebaulich einerseits eingebunden in den streng linearen, zweizeiligen Masterplan des Areals In der Wiesen Ost, andererseits eingebettet zwischen dem Wohnpark Alt-Erlaa im Norden und der, wie es die Architekten sehr freundlich formulieren, „sachlichen Wohnbebauung“ der Putzendoplersiedlung im Osten, verfolgt das Projekt das Ziel, eine vermittelnde Schnittstelle zwischen diesen Polen zu sein.
Der Wohnbau besteht aus drei Elementen mit unterschiedlichen Höhen, die entlang einer in Längsrichtung versetzten Achse angeordnet sind: „Turm“, „Spange“ und „Green Box“. Im Süden und im Norden begrenzen die beiden elfgeschoßigen Türme den Baukörper. Verbunden werden sie im zweiten und dritten Obergeschoß von einem dazwischen liegenden, viergeschoßigen Bauteil, den in Achsrichtung liegenden Verlängerungen der beiden Türme. Sie treffen sich in der Mitte des Bauplatzes und bilden aufgrund der versetzten Achse an ihrem Knotenpunkt einen Winkel.
Strukturierter Baukörper
Zwei auskragende Geschoße bilden dort den sogenannten Marktplatz – eine Aufenthaltszone, von der aus der Kindergarten sowie ein Pavillon und andere Gemeinschaftseinrichtungen erschlossen werden. An die Türme schließen zwei achtgeschoßige Bauteile, die „Green Boxes“, an. Ihre Dachflächen sind als gemeinschaftlich nutzbare Grünflächen ausgebildet, ebenso wie das Dach der darunter liegenden Spange, das im vierten Obergeschoß von beiden Seiten erreicht werden kann. Diese deutlich strukturierte Gliederung des Baukörpers war für die Jury des vom wohnfonds_wien 2016 ausgelobten Bauträgerwettbewerbs ein entscheidendes Kriterium, das Projekt von synn architekten, der Landschaftsplanerin Carla Lo und dem gemeinnützigen Wohnbauträger ÖVW zur Realisierung zu empfehlen. Aufgrund ihrer Vielfalt, so die Beurteilung, würden die drei Elemente in ihrer stimmigen Anlage ausgewogene, differenzierte Innen-Außen-Beziehungen bilden. Gemeinschaftsküche, Marktplatz und ein Tauschregal sind auch für die Bewohner der benachbarten Wohnbauten nutzbar. Die gesamte Erdgeschoßzone ist von öffentlichen Durchgängen durchzogen, die den Marktplatz erweitern und für Durchlässigkeit der Anlage sorgen.
Ein Pflanzentrog für jede Wohnung
Die starke Strukturierung des Baukörpers wird von unterschiedlich ausgeprägten Fassaden und Farbgebungen unterstrichen. Weiß und Braun akzentuieren die Loggien an den Ecken der beiden Türme, während die Green Boxes ausschließlich in Braun gehalten sind. Die viergeschoßige Spange besitzt wiederum weiß gestrichene Balkonregale, die der braunen Außenmauer vorgehängt sind. Dem Motto der Siedlung – „Urban Gardening“ – entsprechend ist neben den zum Garteln bereitstehenden Dachterrassen jeder Wohnung ein Pflanzentrog zugeordnet. Die Wohnungen selbst sind, wie in allen Projekten des Wohnfonds heute verlangt, sowohl als klassische als auch als SMART-Wohneinheiten ausgeführt. Die größeren Wohnungen sind übereck gehend in den Türmen angeordnet, die kleineren Wohnungen west- und ostseitig und werden über Mittelgänge erschlossen.