Einen modernen, offenen Unterricht verspricht der neue Campus Bütze in Wolfurt. Er fasst Schule und Kindergarten zusammen, die beide aus den Sechzigerjahren stammten und nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprachen. Da sich die Vorarlberger Gemeinde Wolfurt zur „Bedeutung einer umfassenden, werteorientierten Bildung für Mensch und Gemeinschaft“ sowie zur Förderung des Bildungsinteresses durch entsprechende Angebote bekennt, wurde 2015 ein Realisierungswettbewerb für Sanierung und Neubau der Volksschule und des Kindergartens ausgeschrieben, die unter einem Dach zusammengelegt werden sollten. Das in Wien tätige schweizerisch-deutsche Architekturbüro Schenker Salvi Weber gewann den Wettbewerb mit einem Projekt, das „eine klare konzeptionelle Haltung verkörpert, die sowohl den pädagogischen Anforderungen als auch den Vorgaben des Bestandes zu entsprechen vermag“, wie die Jury feststellte.
Lernlandschaft
Das dreigeschoßige Schulgebäude blieb erhalten, ebenso der eingeschoßige Erweiterungstrakt mit Turnhalle. Durch dessen Aufstockung ist im ersten Stock ein komplettes Klassengeschoß mit Gruppenräumen und einer großzügigen, zusammenhängenden Lernlandschaft entstanden. Die teilweise von oben belichteten Gruppenräume liegen im inneren Bereich und sind von den Klassenzimmern direkt erreichbar. Raumhohe Verglasungen lassen Licht und Blickbezüge in Ost-West-Richtung zu. Die Turnhalle hat durch die Aufstockung einen überdachten Bereich erhalten.
Der Keller des Kindergartens wurde erhalten. Zum Kindergarten im Erdgeschoß, der über einen lang gezogenen Garderobenbereich erschlossen wird, gehört ein Garten- und Landschaftsraum. Ein zentraler „Dorfplatz“ wird seitlich und von oben belichtet. Dort, wo sich der Altbestand mit dem Neubau trifft, befindet sich der von der Ostseite über eine Rampe und vom Westen über einen Parkplatz erreichbare Haupteingangsbereich. Dieser multifunktionale Raum mit 280 Quadratmetern ist mit einer zentralen Küche ausgestattet, die den Raum gliedert und mithilfe von Raumteilern in kleine Einheiten unterteilt werden kann.
Schlanke Stützen
An den ost- und westseitigen Stirnfassaden bilden Auskragungen der Geschoßdecken überdachte Veranden, die von zweigeschoßigen, schlanken Stützen arkadenartig eingefasst sind. Auf diesen ruht ein in Ost-West-Richtung verlaufendes, mit Kreuzlagenholz ausgefachtes Traggerüst aus Stahlträgern und -stützen. Auf diesem Fachwerk, das als Überbrückung der Turnhalle fungiert, sitzt das Obergeschoß der Volksschule. Die Außenwände der Längsseiten sind in Holzständerbauweise errichtet. Auch die der Aussteifung dienenden Innenwände sind als Pfosten-Riegel-Konstruktion ausgeführt.
Die Verschränkung von Kindergarten und Volksschule und die Organisation als offene Lernlandschaft im Inneren stehen nicht im Widerspruch zum strengen geometrischen Aufbau der Konstruktion und der Gebäudehülle. Die schlanken Stützen an den beiden Stirnseiten unterstreichen diese Klarheit. Um es in den Worten der Jury auszudrücken: Das Projekt besticht durch seine unprätentiöse klare Haltung, seinen hohen Nutzwert und angemessene gestalterische Qualitäten.